Dies ist der dritte Teil einer dreiteiligen Story. Hier geht es zum ersten Teil und hier zum zweiten.

III) Wie man ganz normale Motorräder (und Autos) mit Energie aus Erneuerbaren Quellen versorgen kann

Aus dem zweiten Teil der Geschichte wissen wir jetzt einiges über Benzin und Diesel und wie sie funktionieren. Deswegen können wir jetzt untersuchen, wie das zugehen soll, dass man dieses Zeug auch mit (grünem) Strom künstlich herstellen kann. Damit ist dann nämlich das Problem gelöst, Verbrennungsmotoren „klimafreundlich“ und vor allen Dingen nachhaltig zu machen.

Es gibt sogar schon eFuel zu kaufen. Und wo? Naturlijk en Nederland! (Bild: Michiel1972/Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Wenn man keine eigenen Ölquellen hatte, konnte man auch schon vor der Klimapanik durchaus auf den Gedanken kommen, sich die Kohlenwasserstoffe aus Kohlenstoff, den man zur Verfügung hat, selbst zu machen. Das geht tatsächlich. Zu den Zeiten jenes Männchens mit dem seltsamen Bärtchen unter der Nase war man da in Deutschland schon mal kräftig dran. Es begann aber noch früher: bereits nach dem Ersten Weltkrieg, weil man schon zu dieser Zeit möglichst wenig von anderen Ländern abhängig sein wollte. Außerdem wurde schon damals propagiert, dass das Erdöl bald zu Ende sei.

Wir basteln uns Kohlenwasserstoffe

In Deutschland gab es damals genug Kohle und daher wurde diese als Lieferant für den notwendigen Kohlenstoff herangezogen. Das ist für uns heute keine Lösung, denn die Kohle ist ja auch endlich und außerdem bläst ihre Verbrennung ja böses, böses CO2 in die Luft. Da muss also etwas anderes her.

Alle Brennstoffe, die direkt, ohne den Umweg über Fossilien, aus lebenden Organismen stammen, sind schon mal CO2-neutral: Das Kohlendioxid, das bei ihrer Verbrennung entsteht, wurde vorher von Pflanzen aus der Luft entnommen. Das ist bei Holz genauso der Fall wie bei Bio-Ethanol oder Pflanzenöl oder Biogas. Dieselmotoren sind hier besonders interessant, denn sie können vom Prinzip her auch sehr gut Pflanzenöl verdauen.

Allerdings sind pflanzliche Brennstoffe recht begrenzt verfügbar. Ein einzelner Bio-Freak mit Selbstversorger-Bauerngütle a la John Seymour könnte wohl mit einem eigenen Rapsacker den Treibstoff für seinen /8-er Diesel erzeugen, aber das ist keine Lösung für alle. Auch Biogas ist eher etwas, um organische Abfälle in Brennstoff zu verwandeln und so besser zu nutzen, als ein Energielieferant großen Stils, der eigens dafür angebaute Biomasse nutzt. Schließlich kommen hier auch noch moralische Bedenken hinzu, ob man Ackerflächen zur Energieproduktion verwenden darf, wenn auf dieser Welt immer noch nicht alle genug zu essen haben. Soll wohl aber, wie ich gelesen habe, nicht wirklich ein Problem sein, da es angeblich noch so viel ungenutzte fruchtbare Flächen gibt, dass es für beides reicht.

Hier liegen die Wurzeln der eFuels: Am Kaiser-Wilhelm-Institut für Kohleforschung in Mülheim wurde die Fischer-Tropsch-Sythese entwickelt (Bild: Omi´s Törtchen/Lizenz: Creative-Commons-Lizenz Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert)

Bio-Energieträger können letztendlich Beiträge leisten; die Lösung schlechthin sind sie aber nicht. Also: Wie machen die Pflanzen das noch mal? Sie beziehen ihren Kohlenstoff aus dem CO2 der Luft. Die Energie, mit der sie ihn „aufladen“, stammt von der Sonne. So direkt kriegen wir das nicht hin. Aber mit dem Umweg über die Elektrizität. Mit Hilfe von Strom aus Wind und Sonne können wir aus Wasser und CO2 tatsächlich Kohlenwasserstoffe zusammenschrauben.

Erdgas, Biogas, Windgas

Als man sich noch wenig bis keine Sorgen um den CO2-Gehalt der Luft machte, wohl aber um echte Luftschadstoffe, galt Erdgas als umweltfreundlicher Energieträger, weil es verhältnismäßig sauber verbrennt. In der Theorie sollte ja jeder Kohlenwasserstoff zu nichts anderem verbrennen als CO2 und Wasser. In der realen Welt einer Feuerung oder eines Motorenzylinders sieht das aber ganz anders aus. Es entstehen dort bekanntlich alle möglichen unguten chemischen Verbindungen, die sich als Luftschadstoffe betätigen, wenn sie aus dem Schlot oder dem Auspuffrohr entweichen.

Unter anderem gibt es da Kohlenmonoxid, weil nicht alle Kohlenstoffatome vollständig zu CO2 verbrannt werden und auch andere giftige Sachen aus unvollständiger Verbrennung. Stickoxide entstehen einerseits, weil man zur Verbrennung keinen reinen Sauerstoff sondern ordinäre Luft nimmt. Stickstoff oxidiert, also brennt zwar nicht freiwillig, deswegen heißt er ja Stickstoff; man kann ihn aber mit hohem Druck und hohen Temperaturen dazu zwingen. Und solche Bedingungen herrschen halt in einem Motorenzylinder. Auch in Kraftstoffen aus Erdöl ist Stickstoff vorhanden, weil er in Lebewesen vorkommt. Er ist nämlich der entscheidende Bestandteil von Eiweißen, das was sie von Kohlehydraten und Fetten hauptsächlich unterscheidet.

Eine kleine P2G-Anlage in einem spanischen Windpark (Bild: Luis Miguel Bugallo Sánchez (Lmbuga)/ Lizenz: Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international)

Erdgas ist nun oft fast reines Methan (75 – 99%). Es verbrennt recht sauber, weil es ein günstiges Wasserstoff-Kohlenstoff-Verhältnis von 4:1 hat. Das Beste am Erdgas ist aber, dass man es ziemlich leicht nachmachen kann. Der entscheidende Bestandteil von Biogas ist z.B. auch Methan. In Biogas ist aber auch ein erheblicher Anteil CO2 vorhanden, weil man den Sauerstoff nicht ganz aus einer Biogasanlage aussperren kann: Deswegen mischen darin außer den anaeroben auch aerobe Mikroben mit. Außerdem entsteht noch allerlei stinkiges Zeugs, wie man das eben vom Verfaulen kennt. Man kann das Methan aber durchaus vom CO2 trennen und auch das andere Zeug rausmachen. Dann hat man im Prinzip das Gleiche wie Erdgas.

Es kommt noch besser: Methan kann man wie gesagt auch ohne anaerobe Mikroben relativ einfach künstlich herstellen. Das hat ein Herr Sabatier herausgekriegt und zwar schon zu Kaisers Zeiten. Man braucht dazu Wasserstoff, den man per Elektrolyse mit Strom aus Wind und Sonne gewinnen kann. Außerdem braucht man CO2, das in der Luft vorhanden ist, wo es ja auch die Pflanzen herholen. Man kann aber auch Verbrennungsabgase dazu recyclen und wenigstens einen Teil des Bedarfs daraus decken. Und man kann das CO2 aus Biogas nutzen, dazu muss man es noch nicht mal vorher vom Methan trennen. Der Sabatier-Prozess funktioniert nämlich auch sehr gut mit eine Mischung aus Methan und CO2. Man könnte auf diese Weise also sozusagen Biogas zu praktisch reinem Methan raffinieren.

Für Chemikusse: So läuft der Sabatier-Prozess ab (Bild: Qniemiec/Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Elektromethan oder Windgas, wie man dieses mit elektrischem Strom hergestellte Methan auch nennt ist also technisch genau das Gleiche wie Erdgas. Man kann damit natürlich wie mit Erdgas Auto fahren, was ja auch schon gemacht wird und wunderbar funktioniert. Man kann es aber auch speichern und bei Bedarf wieder verstromen. Damit würde das vorhandene, leistungsfähige Erdgasnetz zu einem Speicher für zur Unzeit erzeugten Strom aus Wind und Sonne und das Speicherproblem, das Hauptproblem von Wind- und Sonnenstrom wäre auch gelöst. Gaskraftwerke werden schon heute als so genannte Spitzenlastkraftwerke genutzt, also um schnell Strom erzeugen, wenn gerade viel gebraucht wird. Sie können nämlich sehr schnell an- und wieder abgeschaltet werden und sind sehr gut regelbar. Deswegen können sie auch sehr gut auf die Schwankungen bei Wind- und Sonnenstrom reagieren.

Da nun Erdgas und Windgas praktisch genau dasselbe sind, könnte man das Erdgas in unserem Netz sukzessive durch Windgas ersetzen. Öfen, Heizkessel, Herde, Gaskraftwerke und Gasfahrzeuge betreibt man zunächst weiterhin mit „echtem“ Erdgas. Je mehr Windgas dann erzeugt wird, umso weniger Erdgas kauft man zu, bis man das Erdgas komplett ersetzt hat. Es ist also keine plötzliche Umstellung nötig wie wenn man Verbrennungsmotoren durch Elektromotoren ersetzt.

Fischers Franz, Tropsch’ens Hans und Paulchen Sabatier: Unter anderem diesen Jungs haben wir es zu verdanken, wenn wir weiterhin mit Verbrenner-Guffeln schraddeln dürfen…

„Künstliches“ Benzin und Diesel

Das Erdgas- oder besser: Methan-Auto ist schon für sich gesehen ein gute Lösung: In Verbindung mit Windgas löst es sich von den fossilen Brennstoffen bietet aber (fast) alles das, was ein Auto mit Verbrennungsmotor überlegen macht. Sein kleiner Nachteil: Tank und Betankungstechnik sind aufwendiger als beim Verbrennungsmotor für flüssigen Treibstoff. Ein Gastank ist aufwendiger als einer für Benzin oder Diesel. Wobei letztere heute auch nicht mehr bloße Blechkisten sind; man steckt da ja auch allerhand Gehirnschmalz und Fertigungsaufwand hinein, damit er bei einem Unfall möglichst nicht undicht wird oder gar platzt.

Aufwendig ist aber die Betankungstechnologie. Erdgas steht zwar nicht unter einem so hohen Druck wie Wasserstoff, aber komprimiert werden muss es auch. Das verlangt besondere Anlagen, die wohl nicht jeder Tankstellenbetreiber anschaffen möchte, vermutlich weil es halt so wenige Erdgasautos gibt. Und weil es so wenig Erdgas-Tankstellen gibt, kaufen die Leute halt nicht gerne Erdgasautos – und kaum jemand macht eine neue Erdgas-Tanke auf. Das ist der Grund, warum das Erdgas-Auto nicht aus den Puschen kommt, obwohl es eigentlich eine feine Sache ist.

Eine Fischer-Tropsch-Anlage in Südafrika, die aber die dort leicht verfügbare Kohle nutzt. Mit CO2 als Ausgangsstoff für das Synthesegas wird es wohl auch sauberer gehen. (Bild: AntimatterMachine/Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International)

Was wir Leute auf zwei wie auf drei, vier oder noch mehr Rädern haben wollen, ist das, was halt nur Benziner und Diesel bieten: Möglichst zu jeder Tages- und Nachtzeit und auf jeden Fall in der Nähe tanken zu können, vor allem auch unterwegs, wenn die Tankuhr gen Null geht. Und deswegen ist eben nur eine Lösung sinnvoll, die genau das bietet. Und das tun synthetische Kraftstoffe. Für den Auto- oder Motorradfahrer ändert sich dabei nämlich genau nichts. Und man muss nicht Millionen von pfennigguten Guffeln und Schlitten wegschmeißen, die man für teuer Geld gekauft, sprich mit hohem volkswirtschaftlichem Aufwand gemacht hat.

Angeblich sollen (nur) bis zu 30 Jahre alte Motoren mit synthetischem Kraftstoff betrieben werden können. Ich glaube aber, dass auch ältere Triebwerke damit klaglos laufen werden. Vielleicht haben diese 30 Jahre mit der vollständigen Abschaffung des bleihaltigen Benzins (1988 in Deutschland, 2000 im Rest der EU) zu tun. Für ältere Motoren gibt es aber nach wie vor Bleiersatz zu kaufen. Eigentlich sind ja doch eher neuere Motoren wählerisch was den Sprit angeht: Zum Beispiel verdauen alte Dieselmaschinen klaglos Pflanzenöl, das für moderne Selbstzünder äußerst ungesund ist.

Erdgas bzw. Windgas und synthetische Kraftstoffe

Ich vermute ja schon länger, dass die großen Ölfirmen hinsichtlich synthetischer Kraftstoffe bereits in den Startlöchern stehen. Es ist kaum anzunehmen, dass die sich ihren Billionen-Markt abnehmen lassen. Das ist ja auch ein weiterer Grund für meine Annahme, das unsere Verbrennungsmotoren nicht sang- und klanglos verschwinden werden.

Und tatsächlich, die ersten Anzeichen sind da: Es gibt heute bereits synthetisches Diesel zu kaufen, dass allerdings aus Erdgas hergestellt wird. man nutzt auf diese Weise Erdgasvorkommen für die es sich nicht lohnt eine Pipeline zu bauen und Erdgas, das bei der Ölförderung nebenbei anfällt.

Ein thermisches Sonnenkraftwerk in Kalifornien: Spiegel konzentrieren die Sonnenstrahlung auf den „Dampfkessel“. (Bild: Aioannides/Lizenz: Creative-Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert)

Das wäre jetzt erst einmal – wie der Schwabe sagt – nix gekonnt, denn es wird ja auch hier mit einem fossilen Energieträger gearbeitet. Da man nun aber Erdgas – also Methan – auch mit Hilfe von elektrischem Strom – aus erneuerbaren Quellen – erzeugen kann, zeigt das auf jeden Fall schon mal einen theoretischen Weg auf.

Die Umwandlung von einem Energieträger in einen anderen ist mittlerweile so interessant geworden, dass es für die verschiedenen Wege Schlagworte bzw. Abkürzungen gibt: Aus Erdgas Diesel zu machen gehört zu den PtL-Verfahren (Power to Liquid), die Herstellung von Methan im Sabatier-Prozess in die Gruppe PtG – Power to Gas. Mit Power ist in diesem Zusammenhang im Englischen elektrischer Strom gemeint. Manchmal liest man auch „P2G“ oder „P2L“ usw.; bedeuten tut es das gleiche.

Flüssige Kraftstoffe aus Strom

Ein Mathematiker führt bekanntlich ein ungelöstes Problem sehr gerne auf ein bereits gelöstes zurück. Für ihn würde der der Weg vom Strom zum Benzin (ungelöstes Problem) daher über das Methan (also Erdgas) führen, denn dass kann man bereits in flüssigen Kraftstoff überführen. Und noch besser: Auch das verbleibende Problem ist bereits gelöst – Methan kann man bereits mit Strom herstellen.

Theoretisch könnte der Weg vom Strom zum Benzin also über das Methan führen Tatsächlich ist aber auch ein kürzer Weg möglich, eigentlich sogar deren mehrere. Das bekannteste und am meisten angewendete Verfahren zur Herstellung von „dieseligen“ und „benzinigen“ Kohlenwasserstoffen aus etwas anderem als Erdöl ist die Fischer-Tropsch-Synthese. Diese Fischer-Tropsch-Synthese gibt es schon bald hundert Jahre und sie war die Methode, die man in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts neben dem Bergius-Pier-Verfahren einsetzte. Auch bei PtL via Fischer-Tropsch-Synthese spielt die Geschichte mit dem ungelösten Problem eine Rolle, das man auf ein bereits gelöstes zurückführt.

Eine andere Lösung zur Dampferzeugung mit Sonnenkraft: Parabolrinnen lenken die Sonnenstrahlung auf Heizrohre. Damit lässt sich Strom satt erzeugen. Und wenn damit Kohlenwasserstoffe erzeugt, werden, kann man auch abgelegene Gebiete dafür nutzen. (Bild: USA.Gov – BLM – BUREAU OF LAND MANAGEMENT Lizenz: PD)

Als Ausgangsstoff für das Fischer-Tropsch-Verfahren benötigt man nämlich ein so genanntes Synthesegas; das ist ein Gemisch aus Kohlenmonoxid und Wasserstoff. Ursprünglich stellte man es aus Kohle her, denn die Aufgabe war ja, flüssige Kraftstoffe aus Kohle zu gewinnen. Wenn man Sprit aus Erdgas macht, stellt man das Synthesegas zunächst aus diesem her. Es ist also Wurscht, aus was man dieses Synthesegas macht. Und weil nun das Fischer-Tropsch-Verfahren schon da war, musste man nur noch einen Weg finden, das Synthesegas mit elektrischem Strom herzustellen.

Auch der Wasserstoff war kein Problem. Dass das Wasserstoffauto Käse ist, liegt ja nicht daran, dass es schwierig wäre, Wasserstoff mit Strom zu erzeugen, sondern an den immensen Schwierigkeiten bei Transport, Lagerung und Betankung. Jedes Kiddy kann mit einem Glas Wasser, einer Taschenlampenbatterie und zwei Drähten Knallgas machen und wenn es noch zwei Reagenzgläschen oder ähnliches nimmt, Wasserstoff und Sauerstoff auch getrennt auffangen.

Das Problem reduziert sich also noch weiter auf die Herstellung von Kohlenmonoxid aus CO2. Das ist aber auch bereits machbar. Es kann – zusammen mit dem ja ebenfalls benötigten Wasserstoff – durch Elektrolyse von CO2 mit Wasserdampf gewonnen werden. Es gibt auch Möglichkeiten, die auf Methan basieren. Dabei verwendet man im Moment noch Erdgas, man kann aber auch Methan verwenden, das aus dem Sabatier-Prozess stammt. Auch hier ist es natürlich möglich, das „echte Erdgas“ nach und nach durch Windgas zu ersetzen. Welche von den unterschiedlichen Möglichkeiten am besten funktioniert bzw. welche man unter den jeweiligen Voraussetzungen am besten wählt, wird sich zeigen. Auf jeden Fall dürfen wir wohl davon ausgehen, dass auch uns in naher Zukunft E-Fuels– so nennt man die Kraftstoffe, die man mit Strom herstellt – für Motorräder und Autos zur Verfügung stehen. In den Niederlanden gibt es eFuel sogar schon heute zu kaufen wie man auf dem ersten Bildzu diesem Beitrag sehen kann.

Nischenlösung Elektromobilität? Nein, danke!

Auch in einer anderen Hinsicht ist die pathologische Fixierung auf den Fetisch „Elektromobilität“ äußerst ungut: Selbst wenn es gelänge, den Kraftverkehr auf Elektroantrieb umzustellen, wäre damit nur dieses eine einzige Problem gelöst. Die Abkehr von fossilen Rohstoffen wirft aber noch ein ganz anderes Problem auf: Kohle (früher) und Erdöl (heute) sind bei weitem nicht nur Energieträger, sondern Rohstoff für unglaublich viele Produkte, die wir alle ungern vermissen würden: Das sind nicht nur Öle und Fette, nicht nur Kunststoffe, sondern auch Haushaltschemikalien, Kosmetika und vor allem auch Medikamente. und Düngemittel, die wir leider brauchen, um die gewaltige Weltbevölkerung zu ernähren. Und alles das kriegen wir nicht ohne Erdöl, wenn wir unser Gehirnschmalz in bessere Batterien für E-Dosen stecken, anstatt in den Ersatz von Erdöl mit Hilfe Grüner Energie.

Elektrische Harley: Diese Grausamkeit wird uns wohl doch erspart bleiben… (Bild Andreas Lischka von Pixabay)

Schon zu Zeiten der Kohleverflüssigung im Dritten Reich ging es nicht nur um Treibstoff, sondern auch um Grundstoffe der Chemischen Industrie, für die man sonst Erdöl gebraucht hätte. Und auch heute ist dieser Aspekt von großer Bedeutung. Die Technologien der Erzeugung von Kohlenwasserstoffen mittels Grünem Strom hat das Potential, nicht nur den Kraftverkehr unabhängig vom Erdöl zu machen, sondern auch die chemische Industrie. Und nebenbei löst sie auch das Speicherproblem der volatilen Energiequellen Wind und Sonne. Wer vor diesem Hintergrund noch über E-Mobilität redet, zeigt, dass er mit seiner Augenhöhe deutlich unter Oberkante Tellerrand rangiert.

Alle Energie aus heimischem Wind und heimischer Sonne?

Bei YouTube habe ich ein Video von Auto Motor und Sport gefunden, in dem sich deren Chefreporter Technologie, Alexander Bloch mit der Thematik befasst. Es wird dort untersucht, inwiefern eFuel vom Wirkungsgrad und vom Strombedarf her machbar bzw. sinnvoll ist.

Bloch nennt als einen Hauptkritikpunkt den insgesamt schlechten Wirkungsgrad der Verbrenner mit eFuel. Es ist natürlich richtig, dass ein Elektroauto mit der Menge an Energie, die in einem Liter Kraftstoff steckt viel weiter fährt, als ein Verbrenner. Das liegt daran, dass Verbrennungsmotoren an sich einen viel schlechteren Wirkungsgrad haben als Elektromotoren. Und das wiederum ist nun aber der Nachteil, mit dem wir schon immer leben und der Preis für die Vorteile des Verbrenners gegenüber dem E-Auto.

Da stellt sich nun aber die Frage, ob Wind und Sonne das alles leisten können? Eingangs haben wir ja schon gesehen, dass die Sonne uns viel mehr Energie liefern kann, als wir brauchen. Auch wenn wir lange nicht alles davon nutzen können, können wir unseren Bedarf daraus rechnerisch ohne weiteres decken.

Es kommt nun aber immer noch darauf an, wie viel wir aus dem an sich quasi unerschöpflichen Reservoir gewinnen können. Die Nutzung von Windkraft ist eine uralte Technologie. Windmühlen gibt es möglicherweise schon seit dem Altertum. Bei uns seit dem Mittelalter. In den Niederlanden begann man schon vor Jahrhunderten, das Land mit Windkraft zu entwässern, wozu man ein respektable Menge an Energie gewinnen musste. In der Weimarer Zeit und im Dritten Reich wurde dann bereits auf modernen wissenschaftlich-technischen Grundlagen an der Windkraftnutzung gearbeitet.

… denn selbst dieser alten Lady wird eFuel wohl schmecken… (Bild: Huhu Uet/Lizenz: Creative Commons Attribution 3.0 Unported)

Als vor vierzig, fünfzig Jahren Windkraftnutzung wieder ins Gespräch kam rechneten Schlaumeier vor, dass man die Lüneburger Heide komplett mit Windrädern vollstellen müsse, um nur allein den Strom für Hamburg zu erzeugen. Heute lächeln wir über solche Bedenken, denn wir erzeugen bereits einen erheblichen Anteil – das Statistische Bundesamt nennt hier 41% – unseres Stroms mit Windmühlen und anderen Techniken aus erneuerbaren Quellen, obwohl das Potential noch lange nicht ausgeschöpft ist.

Bei der Kalkulation der Energiekosten bei Wind- und Sonnenkraft müssen wir keine Kosten für Primärenergie berücksichtigen, es geht einfach nur um die Kosten für Bau und Betrieb der Anlagen, die besonders für Windkraftanlagen nicht besonders hoch sind. Und daher ist Windstrom sehr preisgünstig im Vergleich zu Kohle- oder gar Atomstrom.

Letztendlich geht es aber um die örtlichen Kapazitäten und den Bedarf. Als eine weiteren Hauptkritikpunkt an E-Fuels nennt Bloch im erwähnten Video den hohen Bedarf an Strom bei deren Herstellung. Er rechnet vor, dass wir für den Jahresbedarf an Sprit im Deutschland etwa 700 TWh (Terawattstunden), also 700 Milliarden kWh aufwenden müssten. Unsere Stromerzeugung, so rechnet er dagegen, beträgt nur 500 TWh pro Jahr.

Da könnte man jetzt aber auch ganz ketzerisch sagen: Oha, diese 500 TWh machen wir nicht nur, sondern wir brauchen sie auch schon jetzt. Und zwar bei einem noch sehr kleinen Bedarf für E-Mobilität. Mit Elektrodosen würde man nun zwar deutlich weniger Strom brauchen als für den Kraftstoff für die Verbrenner, aber auch der wäre nicht da.

Nun jedoch nutzen wir aber noch lange nicht unser ganzes Potential an Wind- und Sonnenenergie: Eine Studie des auf Energiemärkte spezialisierten Beratungsunternehmens Aurora Energy Research zu geografischen, technologischen, wirtschaftlichen und politischen Potenzialen zeigt auf, dass wir mit der aktuellen Technologie jährlich 1200 TWh Strom erzeugen könnten. Da hätten wir also unsere 700 TWh für E-Fuels und unsere 500 TWh für den sonstigen Bedarf.

Klingt schon mal nicht schlecht, oder? Okay, was hier jetzt nicht berücksichtigt wurde, ist der Umstand, dass wir tatsächlich etwas mehr Strom brauchen als wir selbst erzeugen. Und vor allem nicht der Strombedarf für die Erzeugung von noch mehr Kohlenwasserstoffen als Ersatz für das Erdöl, das wir zusätzlich als Rohstoff für die chemische Industrie benötigen.

… und der wohl auch … (Bild: Bob Adams from Amanzimtoti, South Africa/Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic)

Aber: Die genannte Studie prognostiziert auch, dass durch technische Fortschritte das Potenzial der Energiegewinnung aus Wind und Sonne bis 2040 auf 1800 TWh jährlich steigen kann. Siehe die mit Windrädern doch nicht zugepflasterte Lüneburger Heide. Dann wäre nicht nur unser gesamter derzeitiger Stromverbrauch plus dem für E-Fuels gedeckt, sondern auch noch eine ganze Menge für die Erzeugung von zusätzlichen Kohlenwasserstoffen für die chemische Industrie und für Gas übrig.

Einen Beitrag zur Stromversorgung und sogar direkt zur Gewinnung von Kohlenwasserstoffen können übrigens auch Abfälle leisten. Biogasanlagen können lokal Gas und Strom aus organischem Müll liefern. Sinnvoll wäre es zum Beispiel sicher, Kompostwerke durch Biogasanlagen zu ersetzen. Die Produktion von Kohlenwasserstoffen (außer Methan natürlich) aus Biomüll funktioniert wohl noch nicht so gut, könnte aber auch einmal ihre Nische finden.

Für die Erzeugung von Erdöl-Ersatzstoffen sind die kleinen Lösungen mangels Masse nicht geeignet, wohl aber für die lokale Versorgung mit Strom bzw. Gas. So kann man z.B. am Wehr einer ehemaligen Mühle den Strom für ein paar Häuser in der unmittelbaren Nähe erzeugen. Mit Biogas aus Mist und anderen landwirtschaftlichen Abfällen – das kann ja auch man speichern und bedarfsgerecht verstromen – kann sich ein Bauernhof selbst 24/7 mit Strom und Gas versorgen und seinen Sonnenstrom komplett einspeisen, dessen Speicherung dann Sache des Netzbetreibers ist. Viele Wenig ergeben ein Viel, pflegte mein Alter Herr zu sagen. Zusammen können die kleinen, lokalen Lösungen einen spürbaren Anteil zur gesamten Stromversorgung leisten – und damit indirekt auch zur Kohlenwasserstoff-Synthese. Gleichzeitig sind solche kleinen Lösungen ein Betätigungsfeld für regionale Unternehmen – vom Handwerksbetrieb bis zum mittelständischen Industrieunternehmen. In solchen Dingen steckt nämlich viel Maschinenbau und den können wir ja.

Werden Ölscheichs zu Sonnenscheichs?

Eine Autarkie hinsichtlich Energie und Rohstoffen für die Chemische Industrie wäre also rechnerisch möglich. Allerdings stehen ihr politische Gründe und vor allem die wirtschaftlichen Interessen großer international agierender Unternehmen entgegen, die großen Einfluss auf die Politik haben. Da sind natürlich speziell die Unternehmen der petrochemischen Industrie, die – Peak Oil hin, Klimawandel her – auch in Zukunft Geld verdienen wollen. Die finden bei der Kohlenwasserstoff-Synthese mittels nachhaltigem Strom ein zukunftsfähiges Betätigungsfeld – und werden diese daher vorantreiben. Lässt man mal die angebliche „Klimakrise“ (an die dort vermutlich in Wirklichkeit eh‘ nicht geglaubt wird) außer Acht, haben die nämlich bei den derzeit noch vorhandenen Ölreserven genug Zeit – und natürlich Geld – sich kommod und weitestgehend schmerzlos auf die Kohlenwasserstoff-Synthese umzustellen.

… und natürlich auch meiner guten, alten Elfie… (Bild: Autor)

Was die Sonnenenergie angeht, ist deren Nutzung bei uns zwar wirtschaftlich möglich, leider jedoch nur suboptimal. Näher am Äquator, im Wüstengürtel unseres Planeten, geht das nämlich wesentlich besser. Hier funktionieren auch Techniken exzellent, die ohne Halbleiter auskommen und reiner Maschinenbau sind: Solar-Sterlingmotoren und Solar-Dampfkraftwerke.

Das Projekt Desertec ging nun zwar in die Hose; zum einen möglicherweise,weil es technisch problematisch gewesen wäre, den Strom aus Nordafrika nach Europa zu transportieren. Zum anderen scheiterte es wohl auch daran, dass dabei zu wenig für die Konzerne rausguckte, denn man wollte ja auch allerhand Soziales für die Wüstensöhne, äh Wüstenkinder(m/w/d) damit tun. Ein weiterer Grund war wohl auch, dass man zu groß gedacht hatte und die vielen Beteiligten letztendlich nicht unter einen Hut zu bekommen waren. Der Hauptgrund, so das Manager Magazin, sei aber die Tatsache gewesen, dass man in Europa den Strom aus Afrika derzeit gar nicht braucht. Mit dem zukünftigen Strombedarf für Millionen und Abermillionen Elektroautos hat da wohl niemand gerechnet? Nebenbei gesagt, könnte man das auch als, wenn auch nur kleines, Indiz dafür werten, dass auf den höheren Etagen der Wirtschaft niemand ernsthaft glaubt, dass sich das Elektroauto durchsetzen wird.

Desertec war also „aa nix“ wie Fritz Indra sagen würde. Was aber sehr wohl funktionieren kann: Die Synthese von Kohlenwasserstoffen in solchen Gegenden mittels des Stroms, den man dort sehr effektiv aus Sonnenenergie erzeugen kann. Das ist etwas, das einzelne Firmen hinbekommen können, auch ohne staatliche Subventionen. Der Transport der so erzeugten Stoffe zu den Märkten ist dann wieder so etwas, für das man eine bereits vorhandene und erprobte Technik verwenden kann. Auch Erdöl und Produkte daraus werden ja notwendiger weltweit transportiert und die Technik dafür, vor allem die Tankerflotte, kann man auch für synthetische Kohlenwasserstoffe nutzen.

Die Produktion von Kohlenwasserstoffen mit Sonnenstrom wäre gleichzeitig eine Perspektive für einige der heutigen Ölländer für die Zeit nach dem Öl, egal ob sie nun wegen Klimawandel oder erschöpften Ölreserven kommt. Und das nötige Geld, um sich Know-How zu kaufen und Anlagen zu bauen ist dort ja auf jeden Fall vorhanden.

Fazit: Es sieht also gar nicht schlecht aus!

Nach all diesen Betrachtungen können wir hinsichtlich unserer Moppeds (und auch die Dosentreiber, die mit Spaß am Motorengebrumm fahren) nun einigermaßen beruhigt in die Zukunft sehen. Das Benzin wird uns nicht ausgehen. Außerdem können wir nach all diesen Informationen jetzt mitreden, wenn es um den (Un-)Sinn der Elektromobilität geht und haben Argumente, wenn uns jemand darauf anquatscht, dass wir nicht elektrisch fahren und immer noch böses, böses CO2 in die Luft blasen.

Und nochmal: Wenn der menschengemachte Klimawandel tatsächlich ein menschengemachter Klimaschwindel sein sollte, hat er immerhin ein Gutes, denn er befeuert die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen, die auf jeden Fall irgendwann unumgänglich sein wird. Es wird nur Zeit, dass der E-Mobilitäts-Hype endlich platzt oder wenigstens still und leise eingeht wie seinerzeit der um Second Life, jene Online-Welt, die das Leben der Menschen in den Cyberspace verpflanzen wollte. E-Mobilität ist ein unpraktikabler Humbug – abgesehen von kleinen Fahrzeugen für kurze Strecken wie Roller oder eventuell Kleinstwagen für den urbanen Bereich.