Wie sich der Nachlauf ohne Änderung des Lenkkopfwinkels modifizieren lässt
In erster Instanz wird der Nachlauf eines Motorrades durch den Lenkkopfwinkel beeinflusst. Er hängt aber auch vom Gabelbrücken-Offset ab. Wie also hängen Gabelbrücken-Offset und Nachlauf zusammen?
Unlängst haben wir uns hier mit dem Lenkkopfwinkel und dem Radstand befasst. Dabei haben wir festgestellt, dass der Lenkkopfwinkel vor allem Auswirkungen auf den Nachlauf hat. Es gibt aber noch eine weitere Größe, mit der sich der Nachlauf beeinflussen lässt. Und damit die Kurvenfreudigkeit bzw. der Geradeauslauf. Dabei handelt es sich um das sogenannte Gabelbrücken-Offset.
Das Gabelbrücken-Offset
Im Artikel über den Lenkkopfwinkel und seine Bedeutung haben wir stillschweigend angenommen, dass die Drehachse der Gabel in einer Ebene mit den Achsen der Gabelstandrohre liegt. Tatsächlich aber sieht eine Motorradgabel ja so aus, wie man in der ersten Abbildung sieht. Zwischen der Ebene, in der die Achsen der Gabelstandrohre liegen und der Lenkkopfachse gibt es einen Abstand. Diesen Abstand bezeichnet man als Gabelbrücken-Offset oder Gabelbrückenversatz.
Kompliziert? In der zweiten Abbildung wird es klar. Da ist die Gabelbrücke herausgezeichnet und man kann sehen, wo das Gabelbrücken-Offset gemessen wird. (Ich habe es hier übertrieben groß gezeichnet, in der Realität ist es deutlich kleiner.) Im Grunde also ganz einfach. Der Witz dabei ist, dass man dieses Maß recht leicht ändern kann. Man muss sich lediglich ein paar Gabelbrücken mit dem gewünschten Offset besorgen und einbauen. Natürlich muss auch so eine Veränderung amtlich abgesegnet sein. Ist sie das nicht, erlischt die Betriebserlaubnis, weil man etwas Wesentliches am Fahrzeug verändert hat.
Wie hängen nun Gabelbrücken-Offset und Nachlauf zusammen?
In der dritten Abbildung sieht man, wie sich das Gabelbrücken-Offset auf den Nachlauf auswirkt. Auf den ersten Blick denkt man vielleicht, dass ein größerer Gabelbrückenversatz den Nachlauf vergrößert. Tatsächlich ist es aber genau umgekehrt: Ein größeres Gabelbrücken-Offset bewirkt einen kürzeren Nachlauf.
Anhand der Abbildung wird klar, warum. Im Grunde ist es ganz einfach: Da der Lenkkopfwinkel sich ja nicht verändert, bleibt der Schnittpunkt seiner Achse mit der Linie, auf der die Räder stehen, der gleiche. Durch das Gabelbrücken-Offset wandert jedoch das Vorderrad ein Stück nach vorne. (Die Position des Vorderrades ohne Gabelbrücken-Offset ist strichpunktiert eingezeichnet). Und damit natürlich auch sein Aufstandspunkt auf der Fahrbahnoberfläche. Durch den Lenkkopfwinkel liegt dieser Aufstandspunkt ja hinter dem Schnittpunkt der Lenkachse mit der Fahrbahnoberfläche. Und genau das ist nun der Nachlauf.
Wandert das Vorderrad nun aufgrund des Gabelbrücken-Offsets nach vorne, verkleinert sich dieser Abstand, eben der Nachlauf. Und das wirkt sich nun auf die Kurvenfreudigkeit und den Geradeauslauf aus. Mit einem etwas größeren Gabelbrücken-Offset sollte das Motorrad ein wenig wendiger werden. Dafür läuft es dann aber auch nicht mehr so gut geradeaus.
Es gibt nun Gabelbrücken mit einem veränderten Offset zu kaufen. Damit kann man das Fahrverhalten eines Motorrads den eigenen Wünschen anpassen. Beim Kauf sollte man aber selbstverständlich darauf achten, dass es ein Teilegutachten gibt und man das Teil auch vom TÜV eingetragen bekommt.
Gabelbrücken-Offset und Lenkkopfwinkel
Wenn man es ganz genau nimmt, hat das Gabelbrücken-Offset auch wiederum Einfluss auf den Lenkkopfwinkel. Die Gabelbrücke zeigt ja aufgrund des Lenkkopfwinkels schräg nach oben. Vergrößert man nun den Gabelbrückenversatz, kommen die Gabelstandrohre daher nicht nur nach vorne, sondern auch eine Kleinigkeit nach oben. Dadurch kippt das Motorrad eine Kleinigkeit nach vorn. Und deswegen wiederum wird der Lenkkopfwinkel eine Kleinigkeit steiler Um das auszugleichen müsste man streng genommen die Gabel also ein kleines Stückchen verlängern.
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