Krankheitsvertretung für Elfie
Neulich gab es Zuwachs in meinem Fuhrpark: Eine bildschöne Yamaha XJ 600 S. Eine der beiden Versionen der XJ 600 Diversion und zwar die S-Variante mit der Halbschalenverkleidung. Bereits auf dem Heimweg vom Verkäufer bekam sie ihren Namen: Die Rote Zora. Eigentlich sollten bei mir Motorräder eher schwarz sein, aber ein richtiges, knalliges Feuerrot ist auch vollkommen o. k. Und weil das Maschinchen sich auch richtig fein fährt, habe ich meine Neuerwerbung bereits auf den ersten Kilometern ins Herz geschlossen.
Der Grund für den Kauf eines zweiten Motorrads ist ein etwas trauriger: Vor einigen Wochen hatte ich mit der Elfie einen Unfall. Rotlicht übersehen und Auto abgeschossen. Äußerlich war kaum etwas zu sehen, aber bereits als ich Elfie wieder aufgerichtet hatte und beiseite fuhr merkte ich es: Rahmen und/oder Gabel haben etwas abbekommen.

Elfie wird weiterleben
Zunächst dachte ich, dass dies das Ende von Elfie ist. Dann jedoch wurde Gott sei Dank klar, dass die Reparatur zwar aufwendig wird, jedoch im Grunde kein Problem ist: Ich muss die derzeit einzige permanente Frau in meinem Leben fast komplett zerlegen und den Rahmen sowie die Gabel in einem Spezialbetrieb vermessen und richten lassen. Das dauert aber seine Zeit. Da ich zur Zeit auch kein einsatzbereites Auto habe und außerdem den Rest der Saison nicht motorradlos verstreichen lassen will, musste erst mal ein Ersatz her. Also eine Krankheitsvertretung für Elfie.
Die Yamaha XJ 600 S – Ein feines Maschinchen für jedermann
Als mich jene famose Dame vor sechs Jahren wieder mit dem Motorradfahren anfixte, stieg ich ja gleich recht groß ein: Nach ersten Versuchen mit einer Yamaha XV 535 Virago aus den Beständen meiner Lebensgefährtin trat Elfie in mein Leben. Nicht dass das wirklich ein Fehler war. Aber eigentlich möchte man ja hubraummäßig nicht absteigen, wenn man sich ein anderes Motorrad anschafft. Andererseits jedoch gibt es so viele tolle Motorräder zwischen 500 und 1000 cm³, die man auch einmal gefahren haben sollte.

Und durch den eigentlich unglücklichen Umstand meines Unfalls kam nun etwas in dieser Richtung ins Haus. Etwas Kleineres aber durchaus auch Feines. Das Herz der Yamaha XJ 600 ist ein netter kleiner Vierzylinderreihenmotor, nach altem japanischen Brauch quer eingebaut. Darin rumoren genauso viele Pferdchen wie in Elfies Big Twin, nämlich deren 61. Man kann das Motorchen aber auch auf 48 PS drosseln und die Yamaha XJ 600 so zu einem sehr ordentlichen Moped für Anfänger machen, welches überdies auch für kleines Geld zu haben ist.
Gutmütiges Fahrverhalten, ordentliche Leistung: Yamaha XJ 600
In den Days of Auld haperte es ja bei den ersten japanischen Reihenvierzylindern ein wenig am Fahrwerk. Nicht umsonst gab es für die 750er Honda und die 900er Kawa die legendären Fahrwerke von Fritz Egli als Alternative zum serienmäßigen Untergestell. Zwischenzeitlich hat sich das aber lang geändert. Und so besitzt auch die Yamaha XJ 600 Diversion von Haus aus einwandfreie Fahreigenschaften. Man sagt ihr lediglich eine gewisse Neigung zum Lenkerflattern nach, insbesondere, wenn der Reifendruck nicht exakt eingehalten und/oder die Lenkkopflagerung nicht präzise eingestellt ist.

Natürlich muss ich mich beim Fahrstil umgewöhnen: Während man bei der Elfie einfach den Gashahn aufgedreht, wenn man beschleunigen will, heißt es bei Zora, der Yamaha XJ 600, fleißig schalten und munter am rechten Lenkerende drehen. Aber dann kann man mit diesem Motorrädchen flott daher flitzen und auch recht frech um die Ecken biegen. Während sich beim Big Twin auf der Landstraße das meiste im Bereich wenig über 3000 Umdrehungen abspielt, muss der kleine Vierzylinder tun, was weiland schon Ferdinand Porsche empfahl: „Jubeln soll er!“
Ob die Rote Zora bleiben darf?
Und dann macht es auch richtig Spaß mit der roten Zora. Ich muss mir schwer überlegen, ob ich sie wieder hergebe, wenn Elfie genesen ist. Andererseits habe ich sub conditione Jacobae für die Zeit nach der Elfie-Reparatur schon ein anderes Projekt im Hinterkopf. Bei der Suche nach einem Übergangsmotorrad stieß ich nämlich auf eine Honda CB 750 Four Baujahr 1981 für 1000 €, die seit fast einem Vierteljahrhundert steht.

Als ich dieses Motorrad sah, juckte es mich natürlich in den Fingern. Sie sieht noch fast so aus wie CB 750, die in den siebziger Jahren eine Traummaschine war. Für diese älteren Modelle muss man allerdings deutlich mehr anlegen. Und so wäre eine 750 Honda von Anfang der Achtziger ein guter Kompromiss und immerhin auch ein waschechter Oldtimer. Aber ich brauchte erst mal ein fahrbereites Moppett, denn ein Projekt habe ich ja auf der Hebebühne.
Aber das mit der CB 750 ist Zukunftsmusik. Zunächst muss Elfie wieder einsatzbereit sein, das hat oberste Priorität. Und so lange bin ich guten Mutes, dass mich meine Yamaha XJ 600, die Rote Zora zuverlässig von A nach B bringt und mir nicht wenig Spaß bereiten wird.
Bekannt und beliebt
Um ehrlich zu sein, habe ich mich nicht nach vorheriger Recherche gezielt für eine Yamaha XJ 600 entschieden. Vielmehr passte das Motorrad und der Preis ebenfalls. Besichtigung und Probefahrt fielen zu meiner Zufriedenheit aus und Zora durfte mitkommen. Wichtig ist ja, dass man auf einem Motorrad gut sitzt und auch sonst gut damit zurecht kommt. Neben den technischen Aspekten ist dies ein wichtiges Kriterium bei der Probefahrt. Natürlich musste ich mich auch an die Sitzposition gewöhnen. Auf der Elfie sitzt man natürlich ganz anders, wobei mir auffiel, dass man auf so einem Motorrad wie der Elfie eigentlich nicht sitzt sondern vielmehr thront.

Als ich am Abend ein wenig googelte, fand ich dann heraus, dass ich ganz unbeeinflusst von einer vorausgehenden Recherche eine gute Wahl getroffen habe. Nicht nur, dass speziell mein Exemplar, die Rote Zora einwandfrei in Schuss ist, die beiden Varianten der Yamaha XJ 600 Diversion, die S und die N haben einen einwandfreien Ruf in der Szene. Sie gelten als zuverlässig, gut zu fahren und trotzdem auch für kleines Geld zu haben.
Ich stellte außerdem erfreut fest, dass es neben der Variante S den Sporttourer mit der Halbschale auch die N gibt, ein Naked Bike. Da ich nun eigentlich nicht der große Freund von Joghurtbechern bin, war da sofort die Idee eines Umbaus. Schon wieder ein Projekt! Diesmal aber ein eher kleines für zwischendurch. Sofern ich die notwendigen Teile für die Modifikation zu vertretbaren Preisen gebraucht auftreiben kann. Der Weg vom Naked Bike zum Cafe Racer wäre dann auch nicht mehr allzu weit. A Bikers work is never done…
R.W.
Wieder sehr schön beschrieben!
Weiterhin eine spannende, spassgefüllte ,unfallfreie Zeit ,erstmal mit der riten Zora!
…und der guten ,alten Elfie, eine recht baldige,vollständige Genesung!
An die unvergesslichen Ausfahrten auf ihr, werde ich mich gerne erinnern!
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The article is in German. Its a personal, engaging story about finding a replacement motorcycle (Yamaha XJ 600) and the authors thoughts on it. The tone is casual and relatable, making it easy to connect with the owners experience.