Dass Motorrad fahren heute gefühlt ein Sport für alte Knacker ist, liegt vermutlich daran, dass heutzutage der Motorradführerschein richtig Geld kostet, welches viele junge Leute halt nicht haben. Auch der Autoführerschein ist teuer geworden und da bleibt eben bei vielen nichts mehr übrig für den teuren Motorradführerschein.
Vor 45,50 Jahren war das noch anders, daher wurde sehr oft der Motorradführerschein einfach mit gemacht; die zusätzlichen Kosten waren so gering, dass sie gegenüber denen für den Autoführerschein kaum etwas aus machten. Daher habe auch ich meinen Motorradführerschein seit undenklichen Zeiten, wie das bei vielen meiner Altersgenossen so ist, auch wenn ich seit meiner Mopedzeit kein einziges motorisierte Zweirad besessen habe; naja, sieht man einmal von einem bildschönen Herkules-Zweigang-Mofa, welches vor über 20 Jahren geschenkt bekommen habe und das seither darauf wartet, von mir wieder zum Laufen gebracht zu werden.
Dass ich zum „BAB“, zum „Born Again Biker“ wie man das wohl nennt wurde, liegt an meiner ehemaligen Lebensgefährtin, der Dame mit der ich in jenem netten Dorf im Landkreis Heidenheim zusammengelebt habe. Sie war (und ist es sicherlich auch noch) eine begeisterte Bikerin wollte natürlich mir zusammen auch Motorrad fahren. Außer ihrer 1000er Honda CBR besaß sie noch eine etwas kleinere Yamaha, die im Keller stand und nach Montage neuer Reifen und einem Besuch beim TÜV wieder einsatzbereit gewesen wäre.
Ich muss wohl bei der Besichtigung dieses Gerätes ein wenig die Nase gerümpft haben, weil ich es nicht so sehr mit den Joghurtbechern habe. Jedenfalls kam meine Liebste dann auf die Idee, dass ich ja auch mit der vorsorglich für ihre Tochter gekauften Yamaha XV 535 Virago fahren könne, bis diese den Motorradführerschein gemacht habe. So wurde es dann auch gemacht, auch wenn mein alter Freund Martin (er fährt eine dicke, fette Harley-Davidson) ein Bild dieser Maschine mit den Worten „Was hasch denn da für a Spielzeug-Mobbed“ auf WhatsApp kommentierte.
Zwar störte mich das zunächst nicht weiter, zumal es ja auch nicht böse gemeint war, aber als ich mit der kleinen Virago schnell wieder Spaß am Motorrad fahren bekommen hatte, entstand der Wunsch, eine eigene und natürlich auch größere Maschine zu besitzen. Das Konzept der Virago – man könnte ja sagen „Harley für Arme“ – gefiel mir gut und glücklicherweise umfasst die Palette der „Mannweiber“ (lateinisch: Virago – Mannweib) Modelle mit einem Hubraum von bis zu 1100 cm³.
Nun hatte wohl der liebe Gott Verständnis für meinen Wunsch nach einer Virago mit mehr Hubraum. Allerdings ist die Geschichte, wie ich zu meiner Elfie kam, auch eine etwas traurige. Um die Ecke von da, wo meine damalige Lebensgefährtin wohnte, stand vor einer Garage immer eine einsame und nie benutzte größere Virago – eine 1100er wie sich dann herausstellte. Durch Vermittlung eines sehr netten Nachbarn, kam dann auch der Kontakt zustande.
Der Besitzer des Bikes war etwa in meinem Alter, hatte aber Probleme mit seinen Knien. Das Schalten ging daher nicht mehr ohne erhebliche Schmerzen. Er hatte die Maschine wohl über mehrere Jahre immer wieder angemeldet und es probiert, aber leider ging es einfach nicht mehr. So überließ er mir das gute Stück zu einem Preis, der selbst für einen Freundschaftspreis niedrig war. Vielleicht wollte er der Elfie, wie ich sie taufte, weil sie 1100 cm³ Hubraum hat, so das Weiterleben ermöglichen, indem er sie in gute Hände eines Born Again Bikers gab.
Seitdem ist meine Elfie mir lieb und wert geworden, habe ich doch mit ihr schon viele, viele wunderbare Stunden auf den Landstraßen meiner näheren und weiteren Umgebung verbracht. Weil ich dort nicht mehr wohne, weiß ich allerdings nicht, ob der Bruder, der mir sein Bike so großzügig zu einem Spottpreis überlassen hat, meinen Rat befolgt hat, sich nach einem Motorrad mit einem Automatikgetriebe – ja, es gibt tatsächlich ein paar Modelle zu kaufen – umzusehen, um auch wieder fahren zu können.
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