Kennzeichenverlust, Wunschkennzeichen und bikerfreundliche Nummern
Neujahr wäre vom Wetter her ja ideal für einen kleinen Motorradtrip gewesen. Leider wurde daraus nichts, denn auch schon am Silvesternachmittag machte ich eine Spritztour und dabei verlor Elfie leider ihr Nummernschild. Jetzt hat sie ein neues und die neue Nummer gefällt uns wesentlich besser als die alte. Was geht aber nun allgemein mit Wunschkennzeichen und was nicht? Und was geht mit dem Kennzeichen hinsichtlich der Breite von Motorrad-Nummernschildern?
Eigentlich sind japanische Autos und Motorräder ja eher dafür bekannt, dass konstruktive Details gut durchdacht sind. Im allgemeinen stimmt das, aber es gibt da Ausnahmen. Leider auch bei Elfie. von der alten Virago- Krankheit, dem gebrechlichen Anlasserfreilauf und der Macke des Magnetschalters hatten wir es ja hier schon. Einen weiteren, wenn auch lange nicht so kostspieligen, konstruktiven Missgriff leisteten sich die Väter der Schildmaid bei der Befestigung des Nummernschilds.
Eine suboptimale Befestigung
Toll ist ja, dass für die beiden Schrauben am Nummernschild im Halter Langlöcher vorhanden sind. Man benötigt also keine Fräsmaschine mit Wegemesssystem und auch keinen Kantentaster, um die Löcher ins Nummernschild zu bohren. Dumm jedoch ist, dass die Bohrlöcher sehr weit oben im Nummernschild zu liegen kommen und dieses dann mit etwa 80 % seiner Höhe frei schwingen kann. Irgend eine Unterstützung für das Nummernschild gibt es nämlich auch nicht.
Ich bin ja ein eher ungeschickter Mensch und daher passiert es mir gerne einmal, dass Elfie beim rangieren mit ihrem Popo irgendwo anstößt. Und das, was am weitesten hinten sitzt, ist die Unterkante von ihrem Nummernschild. Dabei wird dieses dann jedes Mal mehr oder weniger verbogen.
Kein Problem, man biegt es halt wieder zurück. Dumm nur: Das Nummernschild ist aus Stahlblech und Stahl neigt wie das alle Metalle mehr oder weniger tun, zum Phänomen der Kaltverfestigung. Ja, o.k., ich weiß, richtig muss es Verformungsverfestigung heißen. Auf gut Deutsch: Wenn man Blech kalt hin – und her biegt, wird es spröde und bricht irgendwann.
Und so entstand an der neuralgischen Stelle langsam aber sicher ein Riss. Schon länger einmal hatte mich der Motorradmechaniker meines geringsten Misstrauens gewarnt, dass die hochamtliche Kennzeichentafel meiner besten Freundin demnächst abfallen würde. Ja und nein. Abgefallen: Ja, demnächst: Nein. Es dauerte nämlich noch über ein Jahr, bis das prophezeite Übel dann tatsächlich eintrat: Eben am Silvesternachmittag.
Wunschkennzeichen und Größe der Nummerntafel
Geht nun in unseren Landen ein Nummernschild verloren, so wird das Kennzeichen erst einmal gesperrt. Sprich: Man bekommt eine neue Nummer. Ärgerlich natürlich, wenn man so sein glücklich ergattertes optimales Wunschkennzeichen loswird. Allerdings war nur das V von AA-V 43 wunschgemäß, die Zahl eine reine Verlegenheitslösung. Jetzt im Nachhinein fällt mir gerade ein, dass ich ja hätte fragen können, ob es nicht vielleicht wenigstens eine 42 hätte sein können. Vielleicht habe ich das ja auch gefragt, so genau weiß ich das nicht mehr. Es ist ja auch schon drei Jahre her, dass Elfie ihre wunderschöne Heidenheimer Nummer HDH-WV 59 abgeben musste, als ich sie auf meinen Namen ummeldete. Im Nachhinein frage ich mich, ob ich diese Nummern nicht hätte behalten können. Wäre Elfie vorher auf mich angemeldet gewesen, wäre das im Prinzip gegangen.
Mit meinem Heidenheimer Wunschkennzeichen war Elfie nicht auf mich zugelassen, sondern auf jene Dame aus dem Heidenheim Landkreis, mit der ich bis kurz zuvor liiert gewesen war. Deswegen nahm ich, ohne groß nachzudenken, an, dass ein Kennzeichenwechsel notwendig sei. Vielleicht war er es aber auch sowieso, denn in Aalen bekommen Motorräder Kennzeichen mit nur einem Buchstaben und einer zweistelligen Zahl. Irgendetwas mit AA-WV ging deshalb auch nicht. Außerdem ist AA-WV 59 sowieso meinem gerade abgemeldeten CLK zugeordnet und der sollte es auch behalten, wenn ich ihn wieder anmelde. Und AA WV 1959 gehört zu meinem Lada Niva.
Übrigens muss ich alter Heidenheimer hier zähneknirschend etwas zugeben: Bei der Kennzeichenvergabe ist man hier deutlich bikerfreundlicher als in Heidenheim. Natürlich haben der eine Buchstabe und die zweistellige Zahl den Sinn, dass das Nummernschild möglichst schmal bleibt. Allerdings schränkt das halt auch wiederum die Vergabe von Wunschkennzeichen für Guffeln ein.
Außerdem war Elfies altes Nummernschild noch eines der alten Backbleche mit der vollen Schriftgröße. Dass das neue Aalener Nummernschild eine kleinere Schriftgröße aufwies, war mir gleich aufgefallen. Mittlerweile weiß ich: seit 2011 kann für Motorrad-Kennzeichen eine kleinere Schrift verwendet werden. Peinlich für mich stolzen Knöpfleswäscher, zugeben zu müssen, dass hier die Heidenheimer Zulassungsstelle im Gegensatz zur Aalener offenbar hinter der Zeit her hinkte.
Die Schrift auf dem Nummernschild
Bereits in meiner Teenager- und Mopedzeit gab es in der Fachwelt die Diskussion um die Größe von Motorrad-Nummerntafeln. Damals wurden die Nummernschilder noch mit der alten Verkehrsschrift nach der DIN 1451 von 1936 beschriftet.
Normalerweise wurde die in dieser Norm definierte Fette Mittelschrift verwendet. Es war möglich, für die Schilder von Motorrädern die schmalere, so genannte Fette Engschrift zu verwenden. Was die Länge der Nummer anging, war man wohl auf den guten Willen des Beamten angewiesen. Wunschkennzeichen gab es damals nämlich nicht so ohne weiteres. Teilweise wurden auch die kleineren Nummernschilder verwendet, die es für Kleinkrafträder gab. Das war jedoch illegal.
Übrigens kam es nicht von ungefähr, dass die alte Schrift für Nummernschilder frappant der Normschrift auf technischen Zeichnungen ähnelte, der guten, alten DIN 16. Die war zwar schräg, aber es gab auch die senkrechte Variante nach DIN 17, die der Schrift auf den Nummernschildern glich. Sowohl die Normschrift für technische Zeichnungen als auch die Verkehrsschrift DIN 1451 gingen nämlich auf jene Musterzeichnung IV 44 von 1906 der preußischen Eisenbahn zurück.
Seit 1994 werden bei uns die Kennzeichen jedoch in dieser potthässlichen FE-Schrift beschriftet. Die soll angeblich „FälschungsErschwerend“ sein, daher auch der Name. Wieso, erschließt sich mir eigentlich nicht, denn schließlich kann sie ja jeder Schildermacher problemlos prägen.
Was sie jedoch ebenfalls ist: maschinenlesbar. Vermutlich ist das der eigentliche Zweck der Übung. Auch die Überwachung des Bürgers muss schließlich automatisiert möglich sein.
Auslaufenden Kennzeichen und Wunschkennzeichen
Heutzutage kann man ja bei der Zulassung eines Fahrzeugs ziemlich problemlos sein Wunschkennzeichen bekommen. Kostet zwar extra Kohle, aber immerhin bekommt man es, wenn es nicht schon vergeben ist. Oder eine der Kombinationen, die landes- oder kreisweit nicht ausgegeben werden, weil sie ungute Bedeutungen haben.
Diese Praxis der „verbotenen“ Zahlen und Buchstaben funktioniert aber nicht immer bzw. sind nicht alle Kürzel mit brisanter Bedeutung erfasst. Das hat vor einigen jahren für eine ländliche Posse im Schwäbischen gesorgt. Im Rems-Murr-Kreis gibt es eine Gemeinde namens Allmersbach im Tal. Zu ihr gehört ein Teilort namens Heutensbach. Dort kam man nun auf die lustige Idee, die Fahrzeuge des Gemeindebauhofes mit Kennzeichen auszustatten, die auf „BK-AH …“ lauteten. Natürlich war damit „Allmersbach-Heutensbach“ gemeint. Da es aber auch die Initialen eines gewissen, leider nur zu (un-)gut bekannten Mannes darstellt, wurde die Sache zur Lachnummer, als dies den Leuten auffiel. Komisch eigentlich, wie präsent dieser Mann offenbar im Bewusstsein vieler Menschen heute noch ist…
A propos BK: Das war das Kennzeichen des Altkreises Backnang, bevor dieser vom Landkreis Winnenden (WN) „annektiert“ wurde und im Rems-Murr-Kreis (WN) aufging. Solche Kennzeichen durften als „auslaufende Kennzeichen“ zwar an den Fahrzeugen verbleiben, wurden aber nichtmehr ausgegeben. So sah man sie zum Schluss praktisch nur noch an steinalten landwirtschaftlichen Fahrzeugen, vor allem Anhängern. Seit einiger Zeit dürfen sie zur Freude der Bewohner der geschluckten Altkreise (Wenn das jeweilige Bundesland es beantragt) wieder ausgegeben werden.
Warum Elfies Wunschkennzeichen nicht auf AA lauten sollte
Auch der Landkreis Aalen hat seinerzeit einen anderen Landkreis gefressen. Nämlich den von Schwäbisch Gmünd. So mussten sich die armen Bewohner dieses Kreises nach und nach an das unrühmliche Kennzeichen „AA“ gewöhnen. Seitdem ist die neue Regelung gibt, Baden-Württemberg hat ihre Anwendung offenbar beantragt, kann man auch wieder das Kennzeichen „GD“ haben.
Um zu verstehen, warum ich ungern Aalener Kennzeichen an meinen Fahrzeugen habe, muss man den Hintergrund kennen: Meine Geburtsstadt Heidenheim und meine Wahlheimat Aalen sind in gewisser Weise verfeindet. Man hält in Aalen nicht viel von uns Knöpfleswäschern und wir womöglich noch weniger von den Spitzär… äh, will sagen, Spionen.
Vor allem gelten Aalener in Heidenheim als unsägliche Autofahrer. Das ist ungefähr das gleiche wie mit München und Fürstenfeldbruck: In der Weltstadt mit Herz deutet man das Kennzeichen „FFB“ als „Fahrer foahrt bleed“. Und mancher Heidenheimer weiß zu berichten, dass ihm in Südfrankreich, der Inneren Mongolei, Sibirien oder Patagonien ein Auto blöd daher gekommen sei. Natürlich hätte dieses Auto ein Aalener Kennzeichen getragen….
Nun war ich seinerzeit stillschweigend davon ausgegangen, dass nur die Bewohner der jeweiligen Altkreise diese ehemals auslaufenden Kennzeichen erhalten könnten. Sonst hätte Elfie nämlich bereits bei der Ummeldung eine Gmünder Nummer bekommen. Tatsächlich spielt es jedoch keine Rolle, in welchem der Altkreise man wohnt. Wer im neuen Kreis wohnt, kann jedes der alten Kennzeichen erhalten.
Elfie wird ihre Aalener Nummer los
Daher fragte ich vorgestern Abend, als ich meinen Kennzeichenverlust meldete und ein neues beantragte, nach der Nummer GD-V 59. Tatsächlich war sie erhältlich und prangt nun an Elfies Hinterteil.
Nun, nicht jedem wird das eigentliche Kennzeichen seines Landkreises zuwider sein. Aber die Möglichkeit, die ehemals auslaufenden Kennzeichen wieder zu bekommen, erhöht natürlich die Chance, den Rest, den individuellen Teil der Nummer nach Wunsch zu bekommen. Und das ist natürlich speziell für Motorradfahrer geschickt: Wenn die Zulassungsstelle für Bikes kurze Kennzeichen vergibt, verringern sich dadurch ja auch die Möglichkeiten für Wunschkennzeichen. Wenn aber zwei oder noch mehr Altkreis-Kennzeichen zur Verfügung stehen, erhöht das die Chancen ein genehmes Kennzeichen zu erhalten.
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