HU geschafft – Der Motorradsommer kann kommen
Diesmal war es eine schwere Geburt: Fast ein dreiviertel Jahr war der TÜV schon abgelaufen, aber jetzt hat Elfie wieder einmal die HU glänzend überstanden. Eine neue HU-Plakette prangt auf dem Nummernschild an ihrem Heck. Schrauberei und Elektrogepfriemele haben sich also gelohnt. Der Motorrad-Sommer kann kommen, zumindest wenn jetzt dann irgendwann mal auch das Wetter mitspielt.
Letztes Jahr im August lief Elfies TÜV bereits ab, doch ich ließ mir erst mal Zeit, denn es stand etwas Größeres an: Aufgrund einer defekten Kabeldurchführung am Lichtmaschinendeckel gab es massiven Ölverlust. Sicherlich hätte ich im Herbst oder im Winter den einen oder anderen motorradfreundlichen Tag erwischen können, um zwecks Erlangung der HU-Plakette die über 30 km zur Prüfstelle meines geringsten Misstrauens zu fahren. Das wäre o. k. gewesen, aber nur wenn Elfie auf Anhieb eine geklebt bekommen hätte. Wenn nicht, hätte eine längere Regen- oder Schneeperiode die rechtzeitige Wiedervorführung verhindern können.
Nun ging es dann aber doch an die Beseitigung des Hauptproblems: Der eigentliche Grund für den Ölverlust waren die drei Phasenkabel von der Lichtmaschine und die zwei Kabel, die das Signal des Kurbelwellensensors übertragen. Bei der Montage des Lichtmaschinendeckels konnten sie leicht unter mechanische Spannung geraten, sodass die Gummiformteile der Kabeldurchführung verrutschten und nicht mehr dicht schlossen.
Der Ölverlust wird kuriert
Nach der Demontage des Lichtmaschinendeckels stellte ich fest, dass durch einen Montagefehler beim Einbau der Lichtmaschine (Ja, ja, auch der Fokko ist nicht perfekt) eines der drei Drehstromkabel vom Polrad durchgeschliffen worden war. Daher lötete ich drei neue Kabel an und sah auch gleich eine Steckverbindung mittels Superseal-Verbindern vor. Auch in die beiden Kabel des Kurbelwellensensors baute ich eine solche Verbindung ein. Nun kann man die Kabel trennen, wenn man den Lichtmaschinendeckel demontieren möchte. So kann man ihn bei Arbeiten an der dahinter liegenden Mechanik problemlos beiseite legen und er bammelt nicht mehr störend an den Kabeln.
Auch bei der Remontage kann so kein Zug mehr auf die Kabel kommen und man bringt die Lichtmaschinendeckel unfallfrei an seinen Platz. Anschließend steckt man dann die Kabelverbindungen zusammen. Bevor ich den Lichtmaschinendeckel montierte, klebte ich die Gummis mit einer Silikon-Dichtungsmasse in die Aussparung. Nun wird an dieser Stelle kein Öl mehr herausgeschleudert.
Wenn man schon mal dabei ist…
Weil ich nun schon mal dabei war, bekam Elfie auch gleich einen neuen Luftfilter. Einen neuen Ölfilter sowieso, denn den bekommt sie bei jedem Ölwechsel. Weil ich das Motorenöl für die Dichtarbeiten am Lichtmaschinendeckel ablassen musste, ersetzte ich es natürlich auch gleich durch neues.
Schon länger (*schäm*) war eine der Gewindebohrungen im Motorblock zu einem ewigen Gewinde geworden. Die setzte ich nun endlich mit Hilfe eines Coils sachgemäß instand.
Außerdem suchte und fand ich den Fehler, der bewirkte, dass meine beiden Zusatzscheinwerfer nicht mehr funktionierten. Die waren für die Erlangung der HU-Plakette zwar nicht kriegsentscheidend, aber schließlich soll ja alles, was dran ist an der Guffel, auch anständig funktionieren. Wertvolle Hilfestellung per WhatsApp leistete mir dabei Christoph, einer meiner Kursteilnehmer, mit dem ich aufgrund ähnlicher Interessen und gleicher Wellenlänge in Kontakt geblieben bin.
Dummerweise wollte Elfie nun auf einmal nicht mehr anspringen und mit Schrecken stellte ich fest, dass sie keine Zündfunken mehr hatte. Ich hatte bereits die Befürchtung, teuer Geld für den Austausch der elektronischen Zündung in die Hand nehmen zu müssen. Dann stellte ich fest, dass es doch einen Zündfunken gab, der aber dummerweise nicht an der Kerzenelektrode, sondern zwischen dem Kerzenkörper und der Maschinenmasse übersprang. Also Kurze in den Kerzen, weil diese gnadenlos und total ersoffen waren.
Ich hielt mich – schwäbische Sparsamkeit hin, subversive Konsumverweigerung her – erst mal nicht mit einer thermischen Therapie für die Zündkerzen auf, sondern kaufte gleich ein Paar neue. Und siehe da, Elfie sprang wieder an wie ein Lichtlein. Worauf mir natürlich eine Zentnerlast vom Herzen sank.
Renitente Schrauben ausbohren
Bei den Arbeiten an der elektrischen Anlage musste ich auch die Sicherungen unter der Aludruckgussabdeckung im Cockpit checken werden. Hier saß eine der beiden Befestigungsschrauben fest. Ausbohren war also angesagt. Kreuzschlitze namentlich die nach Philips dürften so ziemlich die besch…eidenste Antriebsart für Schrauben darstellen, da sie sich problemlos vermurksen lassen, wenn mal ein Schraube etwas fest sitzt.
Immerhin lassen sie sich dafür gut ausbohren. Die Prozedur erinntert irgendwie unangenehm an eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt: Kitzliges Rumgemache in einem Loch, um etwas herauszubekommen, was Ärger macht.
Zunächst nimmt man den Kreuzschlitz als Führung und macht mit einem größeren Bohrer (etwa gleicher Durchmesser wie der Schraubenkopf) aus dem Kreuzschlitz ein Zentrum. Auf diese Weise gelingt das Ausbohren mit einem Bohrer kleiner als der Kernduchmesser des jeweiligen Gewindes schön zentrisch.
So man hat (steht ja bekanntlich auch im Kochbuch), verwendet man dazu einen linksschneidenden Bohrer. Damit verhindert man, dass die Schraube beim Hohlbohren noch fester eingeschraubt wird. Wenn es ganz gut klappt, löst sie sich sogar schon beim Bohren
Andernfalls bzw. beim Ausbohren mit einem herkömmlichen, rechtsschneidenden Bohrer hat man zumindest eine hohlgebohrte Schraube. Mit etwas Glück bekommt man diese kläglichen Überreste dann mit einem Linksausdreher heraus, ohne das Innengewinde zu beleidigen. Leidet es doch oder klappt das Ausdrehen nicht und man muss die Schraube vollständig ausbohren, ist Ausbüchsen (am komfortabelsten mit einem Coil-Reparatursatz) angesagt.
Lehrreicher Kurzweil und Spaß mit der Elektrik…
Schließlich gab es noch ein Problem mit dem Bremslicht. Beim fehlersuchenden Wühlen in den elektrischen Innereien unter Elfies Sitzbank war ein Steckkontakt auseinander geflutscht. Außerdem war eines der beiden Doppelfadenlämpchen für Rück-und Stopplicht kaputt. Auch die Zusatzscheinwerfer wollten auf einmal nicht mehr; irgend ein simpler Wackelkontakt war der zum Glück schnell behobene Grund.
Da ja auch die Behebung des Ölverlustes Arbeiten an der Elektrik nach sich zog, waren Elektroarbeiten ein Schwerpunkt meiner diesjährigen Frühjahrsarbeiten inclusive Vorbereitung auf die fällige Erlangung der HU-Plakette. Bevor ich den wahren Grund für die auf einmal (scheinbar) fehlenden Zündfunken herausfand, hatte ich mich auch in die Beschaltung von Zündspulen und Zündbox hineingefuchst.
Damit konnte ich auch meine Kenntnisse im Schaltplanlesen und in der traditionellen analogen Kraftfahrzeugelektrik wiedereinmal auffrischen und vertiefen. Und wieder bewährte sich die gut bestückte Schrauberbude, die ich auch wieder um das eine oder andere Stück ergänzte. Und natürlich auch meine Hebebühne, die mir ein weiteres Mal entspanntes und komfortables Schrauben ermöglichte.
Endlich funktionierte alles und es konnte zur Prüfstelle gehen. Die gute, alte Elfie benahm sich sehr anständig und tröpfelte nicht auf den Hof – wenigstens nicht, solange es der Prüfer sehen konnte. Und dann bekam meine geliebte alte Lady wieder einmal ihre Plakette erteilt und zwar sogar ohne Beanstandungen.
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