Für so manchen Oldie reicht ein beschränkter Motorradführerschein

Die Zeiten, in denen man sich nach bestandener Prüfung zum Führerschein Klasse 1 auf ein beliebiges Motorrad setzen und losbrausen durfte, sind schon ein gutes Vierteljahrhundert vorbei. Waren es zunächst 27, wurden es später 34 und jetzt 48 PS, auf die sich der Newbie beschränken muss. Die Hersteller bieten neue Schüsseln an, die in dieses Muster passen oder sich drosseln lassen; es gibt aber auch jede Menge Oldies, selbst alte Harleys, die hier von Haus aus in Frage kommen.

Man glaubt es kaum: Dieses Gerät darf man mit dem Führerschein A2 bewegen, weil es – basierend auf einer 1941er Knucklehead – nur 48 PS hat (Bild: Chris Phutully/Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic)

In den 70er Jahren bauten die Japaner Motorräder, die an denen von BMW, dem letzten deutschen Hersteller größerer Motorräder, gemessen recht PS-stark waren. So hatte die Honda CB 750 Four 67 PS gegenüber den 50 Pferdchen der BMW R 75/5 und war natürlich auch deutlich schneller. Beide aber waren mit den heutigen 750ern nicht zu vergleichen.

Zum Beispiel die Honda CB 500 Four

Die kleine Schwester der 750er Honda war die CB 500 Four. Ein typischer japanischer Vierzylinder, wie er in größeren Modellen und von anderen Marken vielfach verwendet wurde und wird. Auch heute noch, wenn auch die Zeit dieser Motorrad-Triebwerke so langsam zu Ende zu gehen scheint.

Als junger Kerl in den Siebzigern war man schon froh, wenn man statt nur einer 125er eine 250er sein eigen nennen durfte. Die Yamaha RD 250 war schon ein heißes Eisen und die 500er Honda schon zumindest annähernd das, was man sich damals unter einem schweren Motorrad vorstellte. Und- ratet mal – sie hat? Richtig: 48 PS. Also genau richtig für den zunächst beschränkten Motorradführerschein.

Die Honda CB 500 Four war in ihren Tagen ein recht heißes Eisen. Auch für sie braucht man nur eine Fahrerlaubnis der Klasse A2. (Bild: Tim S Nhoj/Lizenz: CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication)

Sie ist ein Klassiker, aber nicht exorbitant teuer. Ab 4000 € gibt es da schon was, aber man kann auch um die 7000 Eurillos loswerden. Allerdings bewegt sich der Preis damit durchaus in dem Bereich einer aktuellen 500er. Neu kostete sie seinerzeit ungefähr das in Mark, was sie heute in Euro kostet; mit 5.595 Schuck (1971) war sie aber auch die teuerste 500er weit und breit. Um den Preis einer CB 500 Four bekam man schon einen VW Käfer: 1973 kostete der 1200er 5650 Emmchen.

BMW und andere

Leider überspringt die R75/5 von BMW mit ihren 50 PS die Grenze für Motorrad-Newbies knapp, aber die kleineren Schwestern aus dem Hause Gummikuh, die R 50, R 69 etc. kämen in Frage. Und noch allerhand Motorräder der Halbliterklasse wie etwa die Triumph Tiger oder die XT 500 von Yamaha. Auch wer noch eine Moto Nuovo Guzzi Falcone aufgabelt, ist mit dem A2 dabei.

Auch einige ältere Gummikühe weil diese R60/5 aus dem Jahr 1975 sind für Anfänger erlaubt. (Bild: Rick Gorczyca/Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic)

Wenn man in der Zeit noch weiter zurück geht, wird man natürlich noch weit mehr und auch Bikes mit deutlich mehr Hubraum finden, für die ein Führerschein der Klasse A2 ausreicht. Früher hatten eben nicht nur die Motorräder, sondern auch die Autos weniger PS. In der Praxis wurden mit dem theoretisch allumfassend gültigen Einser kaum Moppeds bewegt, die stärker waren als das, was heute mit dem A2 erlaubt ist. Wer hatte schon eine Vincent oder ein Münch 4 (88 PS, 1200 ccm Vierzylinder)?

Dicke alte Damen

Unter denen aus den 50er Jahren wird man kaum ein Motorrad finden, dass mehr als die A2-konformen 48 PS leistet, es sei denn, es sollte eine Brough Superior oder eine Vincent sein. Ok, die 1200er Panheads von Harley-Davidson kamen nur im Anfang mit 48 PS daher, später waren es bis zu 55 Mustangs, die in den dicken Töpfen schnaubten. Die Knucklehead, der glücklose Nachfolger der steinzeitlichen Flathead (den sie sogar überlebte), und diese selbst hatten 48 bzw. maximal 38 PS.

Die Moto Guzzi Nuovo Falcone – hier in der Ausführung Sahara – passt ebenfalls in die 49-PS-Klasse (Bild: Steffen Heinz Caronna /Lizenz: Creative Commons „Namensnennung 3.0 nicht portiert“)

Über die Maschinen der Vorkriegszeit brauchen wir in diesem Zusammenhang eigentlich nicht zu reden. Da gibt es wenige, wenige, die mit der 48-PS-Grenze in Konflikt geraten. Da ist wohl Brough Superior so ziemlich allein auf weiter Flur – es sei den, ihr gewaltiges Kraftwerk von J.A.P. wurde noch woanders verbaut.

Der Liebhaber von Vorkriegs-Guffeln auch mit ordentlich Hubraum, aber auch der etwas späteren Baujahre benötigt also noch nicht einmal einen vollgültigen Motorrad-Führerschein. Es sei denn, er möchte neben seinem/n Liebhaberstück(en) auch neuzeitliche Maschinen mit Power bewegen.

Jüngere Motorräder

Aber auch jüngere Klassiker können mit dem A2 bewegt werden. Für die 100er und 1100er Viragos beispielsweise gibt es entsprechende Drosselsätze zu kaufen. Und unter den Motorrädern, die aktuell zu den günstigen gebrauchten zählen, so bis Baujahr 2010, gibt es einiges mit um die 500 Kubik für den A2-Inhaber. Und bereits für unter 1.000 Euro. Wenn man ein wenig mehr in die Hand nimmt, kann man sogar eine 535er Yamaha Virago ergattern.

Fazit: Nicht nur unter den aktuelle Bikes gibt es allerhand, was man mit dem A2 fahren darf. Auch und speziell bei den Oldies findet man viel, weil die Motorräder früher ganz einfach nicht soviel PS hatten.