Vor- und Nachteile der automatischen An- und Abmeldung

Motorradfahren im Winter ist nicht jedermanns Sache. Früher meldeten Biker ihre Maschine oft über die kalte Jahreszeit ab und im Frühjahr wieder an. Seit dem Frühjahr 1997 gibt es das Saisonkennzeichen, mit dem ein Kraftfahrzeug quasi automatisch an- und abgemeldet wird. Aber wann ist so ein Saisonkennzeichen überhaupt sinnvoll?

Jetzt kommt so langsam das Frühjahr wieder in Sicht und damit auch die Motorradsaison. Über den Frühjahrscheck gibt es hier schon seit letztem Jahr einen Artikel, deswegen will ich mich darüber nicht schon wieder verbreiten. Es gibt aber noch ein Thema, das zumindest am Rande mit dem Frühjahr zu tun hat: Das An- und Abmelden von Kraftfahrzeugen. Ein neues oder gebraucht gekauftes Motorrad wird häufig zum Frühjahr das erste Mal angemeldet. Und dann stellt sich die Frage, ob man die Maschine ganzjährig zulassen will oder nur für einige Monate in der wärmeren Jahreszeit. Also: Ob die Neuerwerbung ein ganz normales oder ein Saisonkennzeichen bekommen soll.

Motorrad im Winter
Man muss ja nicht zu den ganz harten Knochen gehören, die auch bei winterlichen Straßenverhältnissen fahren… (Bild: Maria Grigor/Lizenz: PD)

Als Alternative zum Abmelden im Herbst und erneuten Anmelden im Frühjahr ist das Saisonkennzeichen selbstverständlich unbedingt zu empfehlen. Man spart sich ja nicht nur die Wege zur Zulassungsstelle und eine eventuelle Wartezeit, sondern auch die Gebühr die für das Ab- und Wiederanmelden entrichtet werden muss. Aber wann lohnt es sich – oder eben auch nicht – das Saisonkennzeichen anstelle einer ganzjährigen Zulassung zu wählen?

Wie funktioniert die Zulassung mit Saisonkennzeichen?

Eigentlich ist es eine ganz einfache Sache: Rechts auf dem Saisonkennzeichen stehen zwei Zahlen übereinander. Die obere gibt den ersten Monat an, in dem das Kraftfahrzeug zugelassen ist, die untere den letzten Monat. Man sieht oft die Kombination aus 04 und 10. Ein Fahrzeug, dass diese beiden Zahlen auf dem Saisonkennzeichen hat, darf ab dem 1. April bis zum 31. Oktober einschließlich im öffentlichen Straßenverkehr bewegt werden. In der übrigen Zeit ist es wie ein stillgelegtes Fahrzeug, darf also nicht im öffentlichen Verkehrsraum bewegt oder auch nur dort abgestellt werden.

Bei einem abgemeldeten Fahrzeug besteht ein gewisser Kaskoschutz (wenn man eine Kaskoversicherung abgeschlossen hat) einen gewissen Zeitraum über das Abmelden hinaus. Das stillgelegte Fahrzeug ist also noch eine bestimmte Zeit gegen Dinge wie Diebstahl oder Brand versichert. Beim Saisonkennzeichen verhält es sich im Prinzip genauso: Während der Zeit, in der die Zulassung ruht, besteht natürlich kein Haftpflicht-Versicherungsschutz. Der Kaskoschutz, so man eine Kaskoversicherung hat, besteht jedoch weiter.

Steuern und Versicherungsbeitrag sparen

Natürlich ist der Zweck einer Abmeldung über den Winter bzw. eine Saisonkennzeichen die Ersparnis bei der Steuer und dem Versicherungsbeitrag. Früher, als man das Fahrzeug dazu noch über den Winter abmelden musste, wurde die Ersparnis um die Gebühren für Abmeldung und Wiederzulassung gemindert. Das ist nun nicht mehr der Fall, sondern die Ersparnis kommt durch das Saisonkennzeichen ohne Abschlag, beim Halter an.

… denn manchmal lassen Temperaturen und Straßenverhältnisse im Winter durchaus auch für den Durchschnittsbiker eine Tour zu (Bild: Jacob Moore:/Lizenz: PD)

Die Frage ist nun aber, ob es sich von der absoluten Ersparnis her lohnt. Je nachdem, wie viele Monate im Jahr das Fahrzeug angemeldet ist, spart man mit dem Saisonkennzeichen für die übrigen Monate Kfz-Steuer und Versicherungsbeitrag. Während die Steuer lediglich vom Fahrzeug abhängt, kann es beim Versicherungsbeitrag von Halter zur Halter deutliche Unterschiede geben.

Die Haftpflichtversicherung für ein Motorrad ist zumindest für ältere Motorradfahrer oft erstaunlich günstig. Selbst wer im vorgerückten Alter erstmalig ein Motorrad auf sich zulässt, profitiert bei der Haftpflichtprämie von den unfallfreien Jahren, die er als Autofahrer angesammelt hat. Für meine Elfie bezahle ich im Moment gerade mal 73 € im Jahr für die Haftpflichtversicherung. Auch die Steuer für ein Motorrad mit 1100 cm³ Hubraum macht mich nicht gerade arm. Die geringe Ersparnis bei einem Saisonkennzeichen lohnt sich da in meinen Augen daher nicht.

Saisonkennzeichen
Ein zweizeiliges Saisonkennzeichen wie es für Motorräder in Frage kommt: Die beiden Zahlen am Ende der ersten Zeilen geben den ersten und den letzten Monat an, in denen das Fahrzeug zugelassen ist, hier also von mai bis September je eischließlich (Bild:Thorsten Schmidt/Lizenz: CC Attribution 2.5 Generic)

Anders ist das jedoch bei jungen Fahrern. Hier langen die Versicherer recht üppig zu. Für einen Fahranfänger kann die Versicherungsprämie für ein etwas stärkeres Motorrad schon zu einem durchaus relevanten Kostenfaktor werden. Das gilt natürlich besonders, wenn es an der Daumenbreite mangelt, weil der junge Biker noch im Studium oder in der Ausbildung steckt. Hier kann ein Saisonkennzeichen schon eine erhebliche Einsparung bewirken.

Nachteile der Zulassung mit Saisonkennzeichen

Man muss nun aber bedenken, was es bedeutet, wenn das Motorrad außerhalb der Saison nicht zugelassen ist. Wie mit einem vollständig abgemeldeten Fahrzeug darf man im öffentlichen Verkehrsraum keinen einzigen Meter fahren. Die einzige Ausnahme ist die Fahrt auf dem direkten Wege zum TÜV oder einer sonstigen Abnahmestelle für die Hauptuntersuchung.

Was vielleicht mancher nicht berücksichtigt, wenn er sich für ein Saisonkennzeichen entscheidet: Außerhalb der Saison kann man weder sein Motorrad zum Wintercheck in die Werkstatt fahren noch sind Probefahrten möglich, wenn man im Winter schraubt. Der Frühjahrs-Check, sollte ja vorgenommen worden sein, wenn es mit dem Motorradfahren losgeht. Hat man das Motorrad das ganze Jahr angemeldet, ist es kein Problem im Winter auch mal eine Probefahrt zu machen, wenn man eine Schrauberei erledigt hat.

Ich persönlich bin zwar keiner von der ganz knallharten Sorte, die den Winter über durchfährt. Ich benutze mein Motorrad aber, wenn die Straßenverhältnisse es erlauben, durchaus auch im Winter mal für eine kleine Besorgungsfahrt in die Stadt. Wenn man nicht gerade in einer eiskalten Gegend wie in den Alpen oder in den Hochlagen mancher Mittelgebirge wohnt, gibt es – vor allen Dingen in letzter Zeit – auch im Winter immer wieder warme Tage. Vor Jahren saßen einmal die Leute an Weihnachten im Biergarten. Bei solchen Wetterverhältnissen kann man natürlich auch Motorradfahren. Silvester und Neujahr von 2022 auf 2023 war es zum Beispiel auch so warm, dass man ohne weiteres eine Motorradtour machen konnte.

Wenn man als alter Hase im Straßenverkehr in den Genuß einer günstigen Motorradversicherungsprämie kommt, lohnt sich das Saisonkennzeichen kaum bis gar nicht. (Foto von Hebert Santos/Lizenz: PD)

Es gibt nicht nur mitten im Winter gerne einmal wärmere Perioden. Oft ist es im Herbst noch lange warm genug zum Motorradfahren. Und auch im Spätwinter und zeitigen Frühjahr, kann es motorradfreundliches Wetter geben. Dann ärgert man sich natürlich, wenn man die Guffel stehen lassen muss, weil man ein Saisonkennzeichen hat. Entscheidet man sich deswegen für eine längere Saison, ist dann natürlich die Ersparnis bei Steuer und Versicherungsprämie entsprechend geringer.

Fazit:

Das Saisonkennzeichen ist eine Möglichkeit, Kfz-Steuer und Versicherungsprämie zu sparen. Die Einsparung beträgt so viel Zwölftel der jährlichen Kosten, wie die Anzahl der Monate, in denen die Zulassung ruht.

Bei einer hohen Versicherungsprämie kann das, vor allem für Biker mit einem nicht allzu breiten Geldbeutel, eine merkliche Einsparung bedeuten. Zahlt man jedoch als langjähriger Kraftfahrer nur noch einen geringen Versicherungsbeitrag, lohnt sich der Verzicht auf die Einsatzbereitschaft der Maschine in den Wintermonaten kaum oder gar nicht.