Es gibt sie immer noch…
Er ist als Abgas-Bösewicht verschrien, hat aber technisch gesehen seine Vorteile: Der Zweitaktmotor. Obwohl es für die Hersteller zunehmend schwierig wird, die Abgasvorschriften einzuhalten gibt es immer noch ein paar Zweitakter mit Straßenzulassung.
Für sich gesehen ist der Zweitakter ein geniales Ding. An Einfachheit im Aufbau ist er technisch nicht zu über- – besser sollte man wohl sagen: unterbieten. Er ist als der Motor mit den drei beweglichen Teilen bekannt. Der zweite große Vorteil besteht darin, dass jeder Zylinder pro Kurbelwellenumdrehung einen Arbeitstakt liefert und nicht nur alle zwei wie beim Viertaktern.
Laufruhe und Leistung
Der technische Knackpunkt beim Zweitakter mit Straßenzulassung oder ohne, ganz egal, ist der Gaswechsel. Was ein Viertakter gemächlich in einen ganzen Auf- und Abwärtshub erledigt, muss ein Zweitakter blitzschnell in den winzigen Moment von ein paar Grad vor bis ein paar Grad nach dem unteren Totpunkt bewerkstelligen: Abgase raus zum Auslassschlitz und Frischgas rein durch die Überströmkanäle. Da müssen sich die Konstrukteure schon ganz schön gut auskennen mit der Fluiddynamik, der Strömungslehre.
Pro Kurbelwellenumdrehung ein ganzer Arbeitstakt, bedeutet zunächst, dass ein Zweitakter ruhiger läuft und als Einzylinder zum Beispiel weniger Schwungmasse braucht als ein Viertakter. Der andere Aspekt: Zweimal Arbeitsleistung bei zwei Kurbelwellenumdrehungen anstelle nur einmal beim Viertakter, ermöglicht es natürlich auch, mehr Leistung aus dem Hubraum heraus zu kitzeln. So gab es in den ersten Jahren, man kann sogar sagen Jahrzehnten, des zweiten Motorradbooms irrsinnig schnelle Zweitaktmotorräder, auch mit größeren Hubräumen.
Problem für den Zweitakter mit Straßenzulassung: die bösen Abgase
Zum einen ist der Zweitakter ein Schmutzfink, weil sein Schmieröl nicht brav im Kreis herum läuft wie beim Viertakter. Sondern es ständig mit dem Kraftstoff-Luft-Gemisch zugeführt wird. Und natürlich mit verbrennt und Abgase liefert. Das zweite Problem: Der Gaswechsel kann nicht ganz so sauber ablaufen wie beim Viertakter. Es wird immer – zumindest in bestimmten Drehzahlbereichen – Frischgas mit in den Auspuff gelangen. Und unverbrannter Kraftstoff in den Abgasen sorgt für Dreck.
Früher hatten Zweitakter mit Straßenzulassung keine Probleme. Bis weit in die Zeit des zweiten Motorradbooms hinein störten die blauen Auspuffwölkchen und der typische Zweitaktgeruch vielleicht manchen, aber über seine Wirkung auf die Umwelt wurde noch nicht viel nachgedacht. Heute gibt es jedoch strenge Abgasnormen und mit solchen hat der Zweitakter mit Straßenzulassung es noch schwerer als der Viertakter.
Es gibt noch ein paar Zweitakter mit Straßenzulassung
Als Bootsmotoren auf dem Bodensee wurde den Zweitaktern schon vor ungefähr 30 Jahren pauschal und gnadenlos der Garaus gemacht. Bei Motorradmotoren sind sie nicht generell verboten, müssen aber natürlich die jeweiligen Abgasvorschriften ein. Das ist schwierig, aber ein paar Zweitakter mit Straßenzulassung gibt es noch. Im Rennsport übrigens hat der Zweitakter noch alle Mal Bedeutung.
Zweitakter mit Straßenzulassung findet man etwa bei Enduros. Zum Beispiel bei KTM. Bei den Enduros setzt der Platzhirsch aus Mattighofen bis 300 cm³ auf Zweitakter mit Einspritzung. Die wurde 2018 eingeführt, da seit Euro 4 mit der Vergasertechnik nun wirklich nichts mehr geht. Auch bei der Schwestermarke Husqvarna finden sich noch Zweitakt-Enduros.
Einen Zweitakter mit Straßenzulassung gibt es auch aus Italien: Die kleine Zweirad-Schmiede Vins bietet eine 250er mit Zweitaktmotor an. Das ist ein absolutes Hightech Bike, dass etwa 70 PS aus dem Viertel Liter holt.
Und wo es natürlich noch jede Menge Zweitakter mit Straßenzulassung gibt, dass ist der Bereich der Oldies. Was zu seiner Zeit zulässig war, ist es auch noch heute. Wenn’s sein muss, mit H-Kennzeichen. Die alte Kawa 500 oder 750 oder der Wasserbüffel, die 750er Suzuki dürfen also immer noch auf die Straße.
1 Pingback