Klassik und Moderne

Schon seit langem ist der Parallel-Twin ein typischer Motorradmotor. Seine Verwendung im englischen Motorradbau geht auf die Marke Triumph zurück. Man findet ihn in Klassikern aber auch im modernen Motorradbau hat er seinen Platz. Bikes in den kleineren Hubraumklassen, aber auch großvolumigere Motorräder werden von Zweizylinder-Reihenmotoren angetrieben.

Bei den Butter-und-Brot-Motorrädern des ersten Motorradbooms dominierte der Einzylinder. Die Vielzylindrigkeit kam mit den Japanerinnen im zweiten Motorradboom ab den späten sechziger Jahren zu uns. Auch in den kleineren Hubraumklassen reichte den Japanern ein einzelner Zylinder offenbar nicht. Das galt sowohl für Zweitakter als auch für Viertakter.

Die Hond CB 250 K: Für eine 250er mit Viertaktmotor ist ein Parallel-Twin eine solide Sache (Bild: Cjp24/Lizenz: CC Attribution-Share Alike 4.0 International)

Ab zwei Zylindern gibt es nicht nur verschiedene Möglichkeiten, diese anzuordnen. Auch die Art und Weise, wie die Kolben zueinander laufen, kann variieren. So gibt es den Parallel-Twin vor allem als Gleichläufer, bei dem die Kolben gleichzeitig auf und ab gehen, und als Gegenläufer, bei dem der eine Kolben aufwärts geht, wenn der andere auf dem Abwärtsweg ist. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Hubzapfen der Kurbelwelle auch um andere Winkel gegeneinander zu versetzen. Übrigens gibt es bei der Namensgebung unterschiedliche Ansichten: Manche bezeichnen nur den Gleichläufer als Parallel-Twin.

Der Parallel-Twin: Eine runde Sache bei Zweitaktern

Als es auch bei Autos noch Zweitakter gab, war DKW damit, dass ein Dreizylinder-Zweitaktmotor so ruhig laufe wie ein Sechszylinder-Viertaktmotor. Da es beim Zweitakter ja pro Kurbelwellenumdrehung einen Arbeitshub gibt, läuft daher auch ein Zweizylinder-Zweitakter schon recht rund.

Parallel-Twin Triumph Bonneville
Bei den Modern Classics verbaut Triumph natürlich Parallel-Twins – wie seinerzeit bei den Vorbildern, an die sich die Modelle anlehnen. (Bild: Triumph Pressefoto)

Bei den japanischen Motorrädern der siebziger Jahre waren die 125er von Suzuki und Yamaha Zweizylinder. Auch die 250er dieser Marken besaßen zwei Zylinder. Kawasaki setzte damals jedoch schon ab 250 cm³ auf Dreizylinder-Zweitakter. Der einzige deutsche zweitaktende Parallel-Twin, der mir einfällt, ist die legendäre Schwarze Josephine von Tornax aus den fünfziger Jahren. Die deutschen 125er, die es in den siebziger Jahren noch gab, waren nach alter Väter Sitte Einzylinder.

Parallel-Twin im Viertakt: Von der Nähmaschine bis zum Dampfhammer

Auch bei den Viertaktern erzog uns Japan damals zum vielzylindrigen Denken. Kleine Viertakter kamen von Honda. Und auch hier gab es bereits eine 125er mit zwei Zylindern. Natürlich hatte auch die CB 250 einen Zweizylinder-Viertaktmotor.

Für den englischen Motorradbau hatte Triumph bereits in den späten dreißiger Jahren die Rolle des Parallel-Twins definiert: mit der Speed Twin von 1937. Diese Bauart fand sich auch bei der Bonneville mit der die Firma seinerzeit den Geschwindigkeitsweltrekord für Motorräder aufstellte.

Mit zwei Zylindern kann BMW nicht nur Boxer: Die F 800 R besitzt einen großvolumigen Parallel-Twin als Triebwerk (Bild: BMW Pressefoto)

Der großvolumige Viertakter-Parallel-Twin war eine Zeit lang etwas sehr englisches. Mit der Norton Commando 850 gab es sogar eine für damalige Zeiten recht großvolumige Maschine mit einem solchen Motor.

Yamaha brachte den zweizylindrigen Dampfhammer auch in den japanischen Motorradbau. Bereits 1970 kam die sehr englische XS 650 heraus. Die ihr ähnliche Yamaha XT 650 wurde etwas später zu einem sehr beliebten Motorrad bei uns.

Zweizylinder-Reihenmotoren heute

Auch bei den aktuellen Motorrädern hat der Parallel-Twin seinen festen Platz. Bei kleineren Hubräumen kann man mit dieser Bauart flotte Motoren bauen. Sie laufen gleichmäßiger als Einzylinder, werden aber nicht so filigran wie Drei- oder gar Vierzylinder.

Auch die Dampfhämmer, die großvolumigen Parallel-Twin-Motoren gibt es nach wie vor. Bei seinen Modern Classics verwendet Triumph diese Bauart. Aber auch andere Hersteller bieten Motorräder mit Zweizylinder-Reihenmotoren an.