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Die Tornax-Story und die Tornax S 250

Die Ahnen der Schwarzen Josephine

Die Tornax S 250 war nicht nur eine der sportlichen Maschinen der Fünfzigerjahre. Sie stand auch in der Tradition einer Marke, die bereits vor dem Krieg schnelle Motorräder gebaut und beachtliche Rennerfolge erzielt hatte. Und sie markiert den Höhe- und Endpunkt der Nachkriegsgeschichte der Wuppertaler Tornax-Werke.

Alte Tornax mit JAP-Motor
Eine ganz alte Tornax noch mit JAP-Motor (Bild: Ali-Khan/Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International

Während des ersten Motorradbooms nach dem Zweiten Weltkrieg baute man in Deutschland Butter-und-Brot-Motorräder, aber auch ein paar sportliche Maschinen. Eine davon war die Tornax S 250, die den Spitznamen Schwarze Josephine hatte und sozusagen in der Liga von BMW, Horex und NSU spielte. Allerdings ist die Marke Tornax heute nicht so bekannt wie diese drei.

Einbaumotoren von JAP

Seine Motoren hat Tornax, ein Kind der zwanziger Jahre, nie selbst gebaut. Los ging es 1926 mit JAP-Motoren aus England. Die Wuppertaler stellten von Anfang an schwere und teure Maschinen her und erzielten schnell auch Rennerfolge. Nach dem Krieg verbaute Tornax dann Zweitakter von ILO und die schwarze Josephine, die Tornax S 250 besaß einen Zweizylinder-Zweitaktmotor mit 250 cm³ Hubraum dieser Marke.

Mit den JAP-Motoren der Weimarer Zeit stießen die Großmütter der Tornax S 250 in Gefilde vor, in denen die großen Engländerinnen regierten. Die Motoren, die JAP für Tornax baute besaßen exklusiv für diesen Kunden eine höhere Leistung als die jeweilige Normalversion. Der Höhepunkt der Boliden aus Wuppertal war eine 1000er mit V-Motor und 72 PS. Sie und nicht die legendäre Brough Superior SS 100 war mit garantierten 190 km/h Höchstgeschwindigkeit das schnellste Serienmotorrad ihrer Zeit.

Vorkriegs-Zweitakter, die Mütter der Tornax S 250

Die Nazis verboten den Import ausländischer Komponenten für Motorräder und damit war Tornax von den JAP-Motoren abgeschnitten. Es wurden Viertaktmotoren des Herstellers Columbus verbaut, welcher zu Horex gehörte. Nach den englischen Boliden kam technische Finesse aus Deutschland: Der Columbus-Motor der 800er Tornax besaß bereits eine obenliegende Nockenwelle.

Tornax III-30 von 1930
Eine Tornax III-30 von 1930 im Motorsport-Museum am Hockenheimring (Bild: Alf van Beem/Lizenz: PD)

Aber auch Modelle mit Zweitaktmotoren kamen jetzt hinzu. Die wurden von ILO zugekauft. So wie das auch nach dem Krieg bei der Tornax S 250 und ihren Schwestern der Fall war und die Zweitakter von Tornax waren deutlich leichtere Motorräder mit 200 und 250 cm³ Hubraum. Hier liegen also, wenn man so will, die Wurzeln der Tornax-Motorräder der Nachkriegszeit.

Die Wirtschaftswunderzeit und die Tornax S 250

Nach dem Krieg, als es so langsam wieder aufwärts ging, baute Tornax zunächst nur noch Modelle mit Zweitaktmotoren von ILO. Zunächst eine 125er, welche in diese Zeit der Butter-und- Brot-Motorrädern passte. Doch wollte man an der Wupper auch wieder größere Brötchen backen, wenn auch nicht so dicke wie vor dem Krieg.

So trat 1953 die Schwarze Josephine auf den Plan: Die Tornax S 250 besaß ein Vollschwingenfahrwerk und einen Zweizylinder-Zweitakter mit 250 cm³ Hubraum und 15 PS aus den Pinneberger ILO-Werken. Das waren immerhin zwei PS mehr als bei der blau-weißen Konkurrenz, der BMW R 25/3, die im selben Jahr auf den Markt kam.

Tornax S 250 (Schwarze Josephine) aber in Grün
Die Schwarze Josephine, allerdings in grün: Die Tornax S250 gab es in den beiden Metallic-Lckierungen Schwarz und Grün (Bild: Ruecki/Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Die 16-Zoll-Räder und die langen Federwege sorgten für eine gute Straßenlage. Dies sorgte auch in Verbindung mit der großzügigen Sitzbank für komfortables Fahren. Vollnabenbremsen sorgten für Sicherheit und auch insgesamt setzte die Schwarze Josephine Maßstäbe im Motorradbau.

Ihren Spitznamen „Schwarze Josephine“ bekam die Tornax S 250 vom damaligen MOTORRAD- Chefredakteur Carl Herweck. Ihr geschwungenes hintere Schutzblech erinnerte ihn wohl an das neckische Röckchen und die üppigen Federwege an den Hüftschwung der schwarzen Tänzerin. Die Schwarze Josephine gab es aber in Schwarz und auch in Grün.

Jetzt versuchte man sich bei Tornax auch wieder mit Viertaktern. In das Fahrwerk der Tornax S 250 wurde alternativ ein 15-PS-Zweizylinder-Viertaktmotor mit 250 cm³ Hubraum der Firma Opti eingebaut. Allerdings war dieser Motor technisch noch nicht ausgereift. Von der Viertakt-Josephine wurden auch nur wenige Exemplare gebaut und 1955 kam dann auch schon das Ende von Tornax.

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  1. mir wurde meine „Schwarze Josefine“ 1960 vor meiner Studentenbude in HH-Langenhorn geklaut. Sie hatte 40 000 km und war fit. Tolles Gerät!

  2. Für Interessierte : Die grüne Tornax S 250 steht im Motorradmuseum in Ibbenbüren.

  3. toni

    habe eine grüne s 250. mindestgebot 5000 euro.

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