Die großen Vier aus Japan

Die vier großen japanischen Motorradhersteller Honda, Yamaha, Suzuki und Kawasaki kamen in den späten Sechzigern zu uns. Sie sind immer noch feste Größen auf dem Motorradmarkt. Allerdings sind Japanische Motorräder heute nicht mehr so marktbeherrschenden wie sie es einmal waren.

Als ich in den siebziger Jahren anfing, mich für Motorräder zu begeistern, waren sie bei uns schon ein paar Jahre am Markt. Motorradfans, die etwas älter waren als ich, hatten noch Zeiten ohne die großen Vier aus Japan gekannt. Die Japaner waren mit dem neuen Motorradboom gekommen und rollten den Markt auf.

Japanische Motorräder beherrschen den Markt

Von der einst schier unübersehbaren Zahl der deutschen Motorradhersteller war nur noch BMW verblieben. Zumindest was größere Motorräder anging. Mofas, Mopeds und Mokicks und Kleinkrafträder waren Sache von Hercules, Zündapp und Kreidler. Maico und Puch sah man hin und wieder auch, ebenso KTM. Von den Mopedmachern gab es mit Ausnahme von Kreidler auch 125er und von Maico auch noch etwas größere Maschinen. Maico war aber eher im Wettbewerbsbereich unterwegs.

Japanische Motorräder Suzuki GS 750
Mit der GS 750 brachte auch der alte Zweitaktmacher Suzuki einen Reihenvierzylinder auf den Markt (Bild: Karayaglobal/Lizenz: CC Attribution-Share Alike 4.0 International)

Die Japaner hingegen boten Kleinkrafträdern, die man aber selten sah, sowie Motorräder ab 125 cm³. Es gab bei Ihnen also alles, was die deutschen Hersteller auch zu bieten hatten. Die deutschen Mopedmacher zu verdrängen, gelang ihnen dann aber erst in der Zeit der 80 cm³-Leichtkrafträder.

Bei den großen Motorrädern hielt sich BMW alle Mal, aber die Japaner rollten den Markt auf. BMW war exklusiv und hatte seine Fans, wem aber die BMWs zu brav waren, der wählte oft eine Japanerin. Die Ladies aus dem Land der aufgehende Sonne brachten frischen Wind in die Szene – mit neuartigen Konstruktionen, aber auch indem sie Maßstäbe bei der Leistung setzten.

Japanische Motorräder: Suzuki GT 750 Wasserbüffel
Vor der viertaktenden GS 750 hatte Suzuki mit einem wassergekühlten Zweitakter, dem legandären Wasserbüffel GT 750 bei den großen Maschinen mitgemischt (Bild: Thesupermat/Lizenz: CC Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Japanische Motorräder waren schon lange keine Raubkopien mehr. Irgendwann begannen sie Standards zu setzen. Daneben hörte man auch noch dies und das von den klassischen Engländerinnen Norton und Triumph. Auch italienische Motorräder sah man hin und wieder. Aber der große Erfolg der Japaner war unübersehbar.

Japanische Motorräder setzen Maßstäbe

Honda brachte mit der CB 750 Four den Reihen-Vierzylinder mit obenliegender Nockenwelle in die Großserie. Das war eine innovative Bauart für Motorräder, die sich bis heute gehalten hat. Kawasaki zog nach und setzte mit der 900er Z1 beim Hubraum und mit zwei obenliegenden Nockenwellen noch einen drauf. Kawasaki baute Zweitakter und Viertakter.

Japanische Motorräder: Kawasaki H2 Mach IV
Auch Kawasaki setzte bei den Superbikes zunächst auf Dreizylinder-Zweitakter: Die Kawa H2 Mach IV, die aus 750 ccm über 70 PS holte (Bild: SG2012/Lizen: CC Attribution 2.0 Generic)

Vor der Z1 mit 900 cm³ Hubraum gab es heiße Zweitakter mit 500 und 750 cm³. Yamaha baute ebenfalls sowohl Zwei- als auch Viertakter. Die RD 250 , Zweitakter, mit ihren 32 PS machte schon einiges her. Ebenfalls ein tolles Motorrad war die XT 650, ein Viertakt-Paralleltwin. Irgendwann bauten sie dann auch Reihen-Vierzylinder. Diese Bauart war gewissermaßen einige Zeit eine Art Standard bei richtig schnellen Motorrädern und hat heute noch Bedeutung.

Die japanischen Motorradhersteller begannen irgendwann auch, andere Motoren als Reihen Zwei- und Vierzylinder zu bauen. Mit der Goldwing kam ein Vierzylinder-Boxer mit Wasserkühlung. Als man in den achtziger Jahren mehr und mehr Harleys in Deutschland sah, kamen auch die Japaner mit großen, quer eingebauten Zweizylinder-V-Motoren. Yamaha war hier der erste Hersteller, der ein solches Motorrad anbot. Der Virago von Yamaha folgte irgendwann die Intruder von Suzuki. Auch Kawasaki und Honda bauten solche Motorräder.

Der Trend geht zu Viertakt

Von Suzuki gab es, zu mindest hierzulande, zunächst nur Zweitakter. Legendär war die GT 750 mit ihrem wassergekühlten Dreizylinder-Zweitaktmotor, bekannt als Wasserbüffel. Irgendwann kam aber auch hier der erste Reihen-Vierzylinder. Von Honda kannte man lange Zeit nur Viertakter. Nicht nur die 125er sondern auch die 50 cm³-Kleinkrafträder und Mokicks waren Viertakter. Zum Beispiel die Honda Dax, die es neuerdings wieder gibt, allerdings als 125er. Honda baute irgendwann dann aber doch den einen oder anderen Zweitakter, der erste an den ich mich erinnere, war ein Mofa namens Camino.

Güllepumpe Honda CX 500
Japanische Motorräder brachten auch mal untypische Konzepte. So kam Honda 1978 mit einem längs eingebauten V-Motor plus Kardanwelle a la Moto Guzzzi. Allerdings schon damals mit Wasserkühlung, ein Schritt, den Moto Guzzi selbst erst in allerneuster Zeit mit dem Adlerweib von Mandello, der V 100, gewagt hat. Ihren Spitznamen „Güllepumpe“ hat sie aus einem Werner-Comic. (Bild: Bernard S. Jansen/Lizenz: Attribution-Share Alike 2.5 Generic)

Die Zeit der Zweitakter – vom Leistungspotenzial her dem Viertakter vielleicht sogar überlegen – ging zu Ende. Sie konnten die immer strenger werdenden Abgasvorschriften nicht mehr erfüllen. Auch dem Vergaser wurde der Garaus gemacht. Wie bei den Autos sind heute Einspritzmotoren der Standard auch auf zwei Rädern. Und irgendwann baute auch der alte Zweitaktmacher Suzuki nur noch Viertakter.

Japanische Motorräder heute

Heute sind die japanischen Motorräder nicht mehr so marktbeherrschend wie in den siebziger Jahren. BMW begann auch Reihenmotoren für Motorräder zu bauen und erschloss sich damit neue Käuferschichten. KTM machte sich in den Neunzigern einen Namen als Hersteller von Viertakter-Motorrädern mit größerem Hubraum. Chinesische und indische Hersteller kamen dazu.

Yamaha
Den Viragos von Yamaha drückte man gerne das Lable „Harley Clone“ auf, was nicht stimmt, denn mit (klassischen) Harley-Davidson-Motoren hat das Virago-Triebwerk nicht viel mehr als die V-Form gemeinsam. Die XV 1900 Midnight Star hingegen ist in der Tat schon fast harlischer als Harley selbst: enger Bankwinkel, Langhuber, Stößelstangen-Steuerung und die Konstruktion des Primärtriebs sind Merkmale, die man so auch bei Harley-Davidson findet. Ein tolles Bike, das sich unverdienterweise bei uns schlecht verkaufte. (Bild: StealthFX/Lizenz: PD)

Heute gibt es wieder eine kaum übersehbare Vielfalt an Motorradmarken. BMW ist groß im Geschäft, nicht zuletzt, weil sie schon lange mehr zu bieten haben als nur die Zweizylinder-Boxer. Die sind aber auch noch da und erfreuen sich großer Beliebtheit wie zum Beispiel die Wahl zum Motorrad des Jahres zeigte. Die großen Vier aus Japan sind aber immer noch gut im Geschäft. Schon lange ist Made in Japan zu einem Qualitätsbegriff geworden. Und man kann durchaus sagen, dass japanische Motorräder mittlerweile bei uns Tradition haben und eine feste Größe in der Welt der Biker sind.