Die Triumph-Story
Triumph ist einer der vier großen Namen des englischen Motorradbaus, die man auch in den 70ern des letzten Jahrhunderts noch hörte und las – und existiert heute noch. Es gab aber auch eine deutsche Motorradmarke Triumph. Da fragt man sich doch, ob die beiden Hersteller nicht irgendwie zusammenhängen? Tun sie – und noch mehr: Auch die englische Firma Triumph wurde von einem Deutschen gegründet, genauer von einem fränggischen Moo aus der späteren Motorradstadt Nöönbesch.
Ein gewisser Siegfried Beckmann (1863 – 1951) aus Nürnberg also, war nach England ausgewandert und gründete 1884 in London ein Unternehmen, das zunächst eingekaufte Fahrräder und Nähmaschinen vertrieb. Und zwar unter dem Namen Triumph. Als er dann einen Ingenieur namens Johann Maurice Schulte als Geschäftspartner aufgenommen hatte, überredete der ihn, selbst Fahrräder zu bauen.
Fahrräder und dann Motorräder in England und Deutschland
1889 wurden dann in Coventry die ersten Triumph-Fahrräder gebaut. 1896 wurde in Nürnberg zusammen mit einheimischen Investoren eine Tochterfirma gegründet, die ebenfalls Fahrräder baute und zwar auch unter dem Namen Triumph. Die schaffte sich ein zweites Standbein, indem sie auch Schreibmaschinen – zunächst in Lizenz – baute. Damit konnte man die saisonalen Schwankungen bei den Fahrrädern ausgleichen.
1898 beschloss man, in Coventry auch Motorräder herzustellen und 1902 war es dann tatsächlich so weit: Die erste Triumph erblickte das Licht der Welt. Allerdings noch mit einem zugekauften Motor aus Belgien. Ab 1903 wurden auch in Deutschland Motorräder gebaut, ebenfalls mit Motoren anderer Hersteller. Allerdings gingen die wohl nicht gut, denn 1907 wurde deren Produktion erst einmal wieder eingestellt.
… und gleich auch Rennerfolge
In England lief das besser: Bereits 1907 gab es in Coventry den ersten eigenen Motor, einen 450 ccm Einzylinder-Viertakter. Bei der ersten Tourist Trophy auf der Isle of Man im gleichen Jahr belegten Maschinen von Triumph den zweiten und dritten Platz. 1908 dann schaffte der Rennfahrer Jack Marshall es mit seiner Triumph sogar auf den ersten Platz, des noch heute legendären Rennens.
Triumph in Deutschland
1913 wurde das deutsche Tochterunternehmen von der englischen Mutter abgenabelt, weil man schon den Ersten Weltkrieg roch. Als der vorbei war, begann man 1919 auch dort wieder, Motorräder zu bauen und begann mit der „Knirps“, die einen selbst gefertigten Zweitaktmotor angetrieben wurde.
Triumph baute zwischen den Kriegen eine ganze Reihe verschiedener Motorräder. Für die größeren Modelle wurden Viertakter zunächst von der ehemaligen Mutter, später dann von Motosacoche zugekauft. 1938 endete die Produktion von Viertakt-Motorrädern und man konzentrierte sich auf die eigenen Zweitakter.
Nach dem zweiten Weltkrieg konnte Triumph zunächst an die Erfolge der Vorkriegszeit anknüpfen und war Teil der in der ersten Zeit des Wirtschaftswunders florierenden Nürnberger Motorradindustrie. Allerdings wurde nur das Marktsegment der eher kleinen Motorräder abgedeckt; die größte Guffel aus Nürnberg war die Triumph Boss mit 350 ccm Zweitaktmotor. Als dann immer mehr Leute sich Autos leisten konnten, verschwanden die Zweiräder von Triumph zusammen mit den weitaus meisten der vielen anderen deutschen Motorrädern. 1956 kaufte Max Grundig die Firma und schloss sie mit den ebenfalls von ihm gekauften Adlerwerken zur Triumph-Adler AG zusammen, die dann nur noch Büromaschinen herstellte.
Triumph in England
Neben den Motorrädern stellte Triumph in England ab 1923 auch Autos her. 1936 wurden die Auto- und die Motorradsparte zu jeweils separaten Geschäftsteilen. Das Werk in Coventry wurde bei dem Deutschen Luftschlag 1940 gegen die Stadt zerstört und in Meriden, ganz in der Nähe, neu aufgebaut.
Nach dem Krieg wurde Triumph in den USA sehr erfolgreich. Mit einem Prototyp der späteren Bonneville stellte der amerikanische Motorradrennfahrer Johnny Allen 1955 auf dem Lake Bonneville einen Geschwindigkeitsweltrekord für Motorräder mit 345,2 km/h auf, was dann zum endgültigen Modellnamen der neuen Maschine führte. Die alte Bonneville besaß einen Zweizylinder-Viertaktmotor mit zwei Vergasern und wurde in zwei Ausführungen erst mit 649 ccm/46 PS und später mit 744 ccm/53 PS gebaut. Sie basierte auf der Tiger, die schon vor dem Krieg gebaut wurde.
Während die deutschen Motorradhersteller – einschließlich der deutschen Triumph-Werke – bereits vor dem neuen Motorradboom fast alle eingegangen waren, gab es drei der großen Vier in England noch. Matchless war von Norton-Villiers 1966 übernommen und die Marke 1969 eingestellt worden. Triumph war zwar von BSA übernommen worden, existierte aber noch als eigenständige Marke, wobei sich die Modelle beider Firmen allerdings immer ähnlicher wurden.
Schwere Zeiten
Die englischen Hersteller spürten mittlerweile die japanische Konkurrenz gewaltig. Mit der Trident, einem Reihendreizylinder-Viertakter, versuchte man zwar noch den Reiskochern Paroli zu bieten, aber es ging trotzdem nur noch bergab. BSA/Triumph und Norton-Villiers schlossen sich schließlich zu NVT (Norton-Villiers-Triumph) zusammen und 1973 sollte das Werk in Meriden geschlossen werden. Die Arbeiter wehrten sich mit einer Werksbesetzung und schafften es zunächst, das Werk als Arbeiter-Kooperative weiterzuführen.
1983 war die Kooperative aber auch am Ende und die Reste des Unternehmens wurden von einem Unternehmer namens John Bloor übernommen. Der bastelte daraus wieder eine Motorradfabrik und verlagerte die Produktion schließlich 1987 nach Hinckley, was auch nicht allzu weit von Coventry entfernt ist. Nachdem 1990 ein Neuanfang mit einer neuen Produktfamilie stattgefunden hatte, lief es erst mal gut. 2000 konnte in Hinckley sogar ein zweiter Standort eröffnet werden. Im März 2002 gab es jedoch noch einmal einen Rückschlag durch einen Großbrand im alten Standort. Die Anlagen dort konnten jedoch bis September des gleichen Jahres wieder aufgebaut werden.
Triumph heute
Im nächsten Jahr bereits eröffnete Triumph ein Werk in Thailand, wo derzeit der Hauptteil der Produktion stattfindet. Zwischenzeitlich wurden Zwei-, Drei- und Vierzylinder-Reihenmotoren gebaut. Zur Zeit sind es nur noch Zwei- und Dreizylinder, quer eingebaut bis auf den des Über-Motorrades Rocket 3, das einen längs eingebauten Dreizylinder mit gewaltigen 2,5 l Hubraum und einen Kardanantrieb besitzt. Die Zweizylinder findet man in den Modern Classics, die quer eingebauten Dreizylinder in den zeitgenössischen Motorrädern.
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