Das Herz so mancher englischen Lady
JAP Motoren aus Tottenham sind in vielen Motorrädern verbaut, darunter auch manche legendäre Maschine. Doch nicht nur für seine Motoren war das Unternehmen von John Alfred Prestwich bekannt. J.A.P. war auch ein Entwickler und innovativer Hersteller von Filmkameras und Projektoren.
John Alfred Prestwich, 1874 geboren, machte sich bereits mit 20 Jahren selbstständig. Zunächst baute er elektrische Apparate. Zwei Jahre nach der Firmengründung stieß der Fotograf, Erfinder und Kino-Pionier William Friese-Greene zu ihm. Er war der Kopf hinter der Filmtechnik-Sparte des Unternehmens.
1904 bereits erfolgreich mit der Filmtechnik, begann JAP Motoren und zunächst auch komplette Motorräder zu bauen. Damit war aber bereits 1908 schon wieder Schluss, weil Prestwich sich auf die Motorenentwicklung und -fertigung konzentrierte. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg lieferte er Einbaumotoren auch an renommierte Motorradhersteller. Darunter war zunächst auch Triumph, die Marke, die später selbst wegweisend im englischen Motorradmotorenbau werden sollte, indem sie den Parallel-Twin etablierte.
Die breite Palette der JAP Motoren
Bei JAP Motoren denke ich – und vielleicht auch andere in meinem Alter – vor allem an langhubige, stehende Einzylinder. Diese Dampfhämmer, die mich immer irgendwie an Standuhren erinnern, waren nämlich noch bis in die siebziger Jahre im Bahnsport präsent. Und das, obwohl die Firma zu dieser Zeit schon lange keine Motorradmotoren mehr baute.
In seinen Tagen baute JAP jedoch eine sehr differenzierte Palette von Motoren. Neben den gängigen Hubräumen vom Viertelliter über 350 cm³ und 500 cm³ bis zum ganzen Liter gab es noch allerhand Zwischengrößen. Typisch für JAP waren die stehenden Einzylinder und die V2-Motoren mit 45° Bankwinkel. Für spezielle Zwecke baute das Unternehmen auch Motoren mit mehr als einem Liter Hubraum. Die vielen verschiedenen Typen kann man anhand der Motornummer unterscheiden, an deren Anfang Typ und Baujahr codiert sind.
Es gab bei den JAP Motoren auch eine ganze Reihe verschiedener Steuerungen: Da waren zunächst einmal die seinerzeit üblichen, einfachen Seitenventiler – anfänglich wurden auch noch Schüffelventile als Einlassventile verwendet und nur die Auslassventile gesteuert. Aber bereits früh gab es OHV-Steuerungen und bereits in den zwanziger Jahren auch Motoren mit oben liegende Nockenwellen.
Legenden mit JAP Motoren
Während Vincent seine großen Zweizylinder-V-Motoren selbst baute, fand man in dem anderen, extrem schnellen englischen Motorrad jener Tage, der Brough Superior SS 100, ein Triebwerk von JAP. Lange vor der Vincent Black Shadow. Die Morgan Threewheeler, die heute noch bekannte Oldies sind, wurden oft mit den Maschinen aus Tottenham motorisiert.
Doch nicht nur in England verkauften sich JAP Motoren gut. Unter anderem konnte Prestwich auch nach Deutschland exportieren. Tornax in Wuppertal war wohl ein besonders guter Kunde. Zumindest hatte man eine Sondervereinbarung mit JAP, nach derer die Varianten für Tornax immer einige PS mehr hatten als die für andere Kunden.
So kam es, dass nicht die Brough Superior SS 100 das schnellste Serienmotorrad jener Zeit war, sondern die 1000er Tornax in einer Sonderausführung auf Kundenwunsch. 190 Sachen, und das in den späten Zwanzigern! Ihr Herz aus Tottenham leistete für damalige Zeiten schier unglaubliche 72 PS. Für Renn- und Rekordzwecke konnte man mit Ethanol als Treibstoff aber noch mal um einiges mehr aus einlitrigen Motoren von JAP herausholen.
Die bösen dreißiger Jahre
In den dreißiger Jahre ging es dann übel abwärts mit den JAP Motoren. Aufgrund von Importverboten der Nazis brach der deutsche Markt komplett weg. Aber auch andere Kunden mussten wegen der Weltwirtschaftskrise schließen. Außerdem bauten mehr und mehr Motorradhersteller eigene Motoren.
Mit den Motoren für den Bahnsport und andere Spezialzwecke konnte das Unternehmen jedoch noch überleben. Hier gehörte JAP Motoren noch lange der Löwenanteil. 1945 wurde JAP von Villiers übernommen, einem anderen britischen Motorenhersteller. 1952 starb der Gründer John Alfred Prestwich. Obwohl man in Tottenham ab 1957 keine Motorradmotoren mehr baute, nahm noch in den 70ern der bekannte Tuner Otto Lantenhammer JAP Motoren als Grundlage für seine Bahnsportmotoren.
klaus schulle
verrückt , aber heute hatte ich den Gedanken einmal nachzusuchen ob es wirklich soetwas gibt , wie ein Motorrad von JAP , mein Schwiegervater der schon 35 Jahre tot ist erzählte oft aus seiner Jugendzeit und seiner 350er JAP , mit friesiertem Motor mit der er keine Konkurenz fürchtete und wie gesagt noch mit 70 leuchtende Augen bekam beim erzählen !
schön das ich das heute einmal lesen konnte , über diese Marke