Ein fast vergessener spanischer Motorradbauer

Kaum jemand bei uns kennt die spanische Motorradmarke Sanglas. Geschweige denn, dass irgend eines der Motorrädern dieser Marke bei uns legendär wäre. In Spanien aber war die katalonische Firma lange Zeit eine bekannte Größe.

In ihren Tagen waren Bikes der Motorradmarke Sanglas in Spanien allgegenwärtig. Während der Franco-Ära wurde nämlich auf importierte Motorräder eine Einfuhrsteuer von 100 % erhoben. Das machte ausländische Motorräder für Spanier unerschwinglich teuer. Die einheimischen Hersteller profitierten davon – und das war ja auch der Zweck der Übung.

Motorradmarke Sanglas -750er Sanglas
Mehr als ein Prototyp wurde leider nicht draus: Die 750er Sanglas (Bild: Peprovira/Lizenz: CC Attribution-Share Alike 4.0 International)

In gewissem Umfang wurden Maschinen der Motorradmarke Sanglas auch exportiert. Zum Beispiel wurden Behördenmotorräder nicht nur für Spanien, sondern auch für das irische Militär gefertigt.

Motorräder für den Alltag

Unter der Motorradmarke Sanglas begannen am Ende des Zweiten Weltkriegs zwei Brüder dieses Namens Motorräder mit großem Hubraum zu bauen, die für den Alltagsbetrieb gedacht waren. Damals galten Motorräder mit mit 350 oder gar 500 cm³ Hubraum schon als recht schwere Maschinen. Die meisten Modelle waren Einzylinder-Viertakter. Zweitakter wurden zugekauft. Nur kurz vor dem Ende der Marke wurde ein Zweizylinder angeboten, der aber bald wieder verschwand.

Mit dem Prototypen, aus dem später 350er und 500er Serienmaschinen entstanden, erzielte Sanglas sogar einmal einen Rennerfolg: Der spanische Rennfahrer Jose Raja gewann mit diesem Motorrad die 24 Stunden von Montjuic.

Sanglas mit Zündapp-Motor
Die kleine Sanglas mit dem 100er Zündapp-Motor (Bild: Peprovira/Lizenz: CC Attribution 3.0 Unported)

Sanglas baute zunächst 350er, in den Sechzigern dann auch solche mit 400 cm³ Hubraum. In der zweiten Hälfte der siebziger Jahre gab es dann auch noch 500er. Kurz vor dem Ende der Produktion gab es einen Prototypen einer 750er. Aber dieses Motorrad ging nie in Serie. Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre kam ja auch schon das Aus für den spanischen Hersteller.

In ihren Tagen waren Sanglas-Motorräder in Spanien natürlich recht verbreitet. Sie wurden ja durch die hohen Einfuhrzölle auf ausländische Motorräder protegiert. Eine Zeit baute man bei Sanglas auch ein vierrädriges Gerät, heute würde man Quad dazu sagen. Es verkaufte sich aber nicht gut und verschwand bald wieder.

50er und das Ende der Motorradmarke Sanglas

Anfang der Sechziger begann Sanglas auch kleinere Motorräder und Kleinkrafträder zu bauen. Es gab eine 100er und eine 50er, die beide mit Zweitaktern von Zündapp ausgerüstet waren. Die ersten Mopeds von Sanglas waren nicht erfolgreich. möglicherweise waren sie zu innovativ. 1970 erregte die 50er von Sanglas auf dem Automobilsalon in Barcelona mit ihrem Preis-Leistungsverhältnis Aufsehen.

Motorradmarke Sanglas - Sanglas mit Seitenwagen
Sanglas-Motorräder wurden auch mit Seitenwagen gefahren (Bild: Peprovira/Lizenz: CC Attribution 3.0 Unported

Trotzdem konnte die Motorradmarke Sanglas auf die Dauer nicht überleben. Daran änderte auch der neue Motorradboom nichts, denn jetzt begannen die japanischen Marken den Markt aufzurollen. Die Maschinen der Motorradmarke Sanglas haben aber auch heute noch in Deutschland ein paar Freunde, die sich in einer IG organisiert haben.