Drei erste Plätze für die weiß-blauen Bikes

Bei der Wahl zum Motorrad des Jahres 2022 holte BMW jeweils den ersten Platz in den Kategorien Tourer/Sporttourer, Sportler und Enduros/Supermotos. Zur Wahl standen dieses Jahr so viele Bikes wie zuvor: 228 Motorräder, die in zehn Kategorien eingeteilt wurden. Letztes Jahr war die Palette der Modelle deutlich dürftiger ausgefallen – wohl aufgrund von Corona-Problemen der Industrie.

52.333 Leser des Urgestein der deutschen Motorrad-Zeitschriften, MOTORRAD, gaben ihr Votum ab. Das waren noch mal mehr, als die über 50.000, die letztes Jahr abgestimmt hatten. Und ganz vorne dabei, Boxer von BMW. Dass die Stimmen so vieler Biker deutliche Aussagekraft haben, darf man getrost annehmen.

Es mag sein – ich weiß ja nicht – dass die Leser des MOTORRAD gerne konservative Traditionalisten sind, welche die Boxer von BMW einfach lieben. Aber allein die absolute Zahl der Stimmen zeigt, dass die Guffeln mit den zwei Ohren nach wie vor viele Fans haben. Außerdem zeigen die amtlichen Zulassungszahlen, dass nicht nur bei der Wahl zum Motorrad des Jahres BMW ganz vorne mitmischt.

BMW R 1250 RS Motorrad des Jahres 2022
BMW R 1250 RS: Sieger in der Klasse Tourer/Sporttourer (Bild: BMW Pressefoto)

Dass bei der Wahl zum Motorrad des Jahres BMW wieder einmal die Nase vorn hat, kommt sicher nicht von ungefähr. Die Boxer, die BMW seit nunmehr fast 100 Jahren baut, sind natürlich mit der Zeit gegangen. Am Anfang waren sie noch seitengesteuert. Verhältnismäßig früh jedoch bekamen sie im Kopf hängende Ventile. Es gab auch „halbe Boxer“, die 250er BMWs mit ihren stehenden Einzylindermotoren. Den Schritt zur oben liegende Nockenwellen ist man jedoch bisher noch nicht gegangen. Außer natürlich bei den Reihenmotoren.

Motorrad des Jahres: BMW überzeugt nach wie vor mit seinen Boxern

Auch ich freue mich, dass es die Boxer von BMW immer noch gibt. BMW ist auch der letzte große deutsche Motorradhersteller, der noch existiert. Es mag ja die Autosparte gewesen sein, welche die BMW-Motorräder in der bösen Zeit Anfang der sechziger am Leben hielt. Das hätte aber nichts genutzt, wenn BMW im dann einsetzenden zweiten Motorradboom nicht auch wieder überzeugt hätte. Denn die neue Konkurrenz aus Japan war knallhart.

Motorrad des Jahres BMW M 1000 RR
Mit der BMW M 1000 RR gab es auch einen ersten Platz für eine Vierzylinder (Bild: Pressefoto BMW)

Schon lange baut man in der Boxerfabrik auch Bikes mit Reihenmotoren. Sowohl Zwei- als auch Vierzylinder. Doch punktete bei der Wahl zum Motorrad des Jahres BMW vor allem mit der alten Schule. Das zeigt nebenbei auch, dass dieses Motorenkonzept alles andere als veraltet ist.

Auch zwei der Vierzylinder schafften es auf ein Treppchen. Dass BMW hier ebenfalls erfolgreich ist, hat durchaus seine Aussagekraft: Als BMW anfing, Vierzylinder-Reihenmotoren zu verbauen, hatten sich die Japanerinnen, einst beginnend mit der Honda CB 750 Four, in dieser Sparte schon lange einen Namen gemacht. Hier musste BMW sozusagen als Neuling gegen mittlerweile alteingesessene Marken antreten.

Die Sieger-Modelle der Motorrad des Jahres: BMW und nochmal BMW

Wie gesagt, dominierte bei der Wahl zum Motorrad des Jahres BMW mit seinen Boxern: Die BMW R 1250 RS gewann in der Klasse Tourer/Sporttourer. Bei den Sportlern war es einer der Vierzylinder, die M 1000 RR, die den ersten Platz holte. Wieder ein Boxer war bei den Enduros und Supermotos Sieger: die BMW R 1250 GS/Adventure.

Motorrad des Jahres BMW R 18/Classic mit schöner Frau drauf
Wunderschöne, sanft geschwungene Formen umhüllen Power satt – da schlagen echte Männerherzen höher. Aber leider nur ein zweiter Platz für die anschmiegsam-rundliche BMW R 18/Classic. Dennoch vielleicht derzeit das schönste Motorrad auf dem Markt? (Bild: BMW Pressefoto)

Die R 18/Classic schaffte „nur“ einen zweiten Platz in der Kategorie Chopper/Cruiser. Hier begeisterte die Mutter aller Motorräder, die Triumph Rocket 3 die meisten Leser. Ein weiterer Vierzylinder, die S 1000 XR brachte einen zweiten Platz für BMW und zwar in der Klasse Crossover. Den dritten holte hier übrigens das Adlerweib von Moto Guzzi, die V100 Mandello. Ein Hinweis darauf, dass diese „unübliche“ Guzzi mit Wasserkühlung und oben liegende Nockenwellen durchaus auch bereits ihre Freunde gefunden hat.

Mit der R 1250 R schaffte wiederum ein Boxer den zweiten Platz bei den Naked Bikes. Ganz oben auf dem Treppchen steht hier ein Produkt des Hauses Kronreif und Trunkenpolz Mattighofen, die KTM 1290 Super Duke R. Der einstige Mopedmacher aus der Alpenrepublik ist halt ein richtiger, maßgeblicher Motorradbauer geworden. Bei den Modern Classics machte BMW einen zweiten und einen dritten Platz. Und zwar mit der BMW R nineT/nineT Pure und der BMW R nineT Scrambler. Auf dem ersten Platz hier eine Japanerin, die Kawasaki Z 900 RS/SE.

Einsteiger und 125er

Bei den kleinen Bikes hatte bei der Wahl zum Motorrad des Jahres BMW eher weniger zu sagen. Immerhin gab es aber einen vierten Platz für die BMW G3 110 R/GS in der Klasse Einsteiger. Hier ist KTM der Platzhirsch mit einem ersten Platz für die KTM 390 Duke. Die kleine Schwester des Herzogs, die KTM 125 Duke holte sich den ersten Platz bei den 125ern. Gerade erst wieder neu erschienen, schaffte es die Honda Monkey 125, das Eintöpfchen, schon auf den zweiten.

KTM 1290 Super Super Duke
Heißes Eisen aus Oberösterreich: Die KTM 1290 Super Duke holte den ersten Platz bei den Naked Bikes (Bild: Pressefoto KTM)

Bei den Rollern brachte ein elektrisches Gerätchen BMW einen vierten Platz, der BMW CE04. Auf dem ersten Platz hier der Rollermacher schlechthin, Vespa mit seiner Vespa GTS super 300 hp. Yamaha schießt einen zweiten Platz mit dem TMAX Tech MAX.

Motorrad des Jahres: BMW und andere Klassiker

Das bei der Wahl zum Motorrad des Jahres BMW mal wieder die Nase vorn hat, ist eine Sache. Es fällt aber noch etwas auf: Der Markt wird offenbar nicht mehr von den großen vier Japanerinnen dominiert wie zu Anfang des zweiten Motorradbooms. Neben BMW mischen klassische Namen aus den alten Zeiten kräftig mit. Triumph scheint wieder gut im Geschäft zu sein und auch Ducati ist mit dabei. Die anderen Engländerinnen und Italienerinnen sind allerdings genauso wenig in der Liste der Gewinner zu finden wie Harley-Davidson und Indian, die jetzt aber, glaub ich, keine seitengesteuerten Motoren mehr verbauen.