Motorräder aus Madras: Very Indish
Royal Enfield ist die älteste noch existierende Motorradmarke der Welt. Schon lange aber entstehen diese Bikes nicht mehr in Merry Old England, sondern im indischen Madras. Die Marke hat allerhand Freunde und dem Vernehmen nach bekommt man hier recht ordentliche Guffeln für eher kleines Geld.
Royal Enfield war eigentlich immer da. Vor round about 40 Jahren stieß ich das erste Mal auf diesen Hersteller. In einem Motorrad-Katalog, es muss wohl der Jahreskatalog vom MOTORRAD gewesen sein. Sonst hörte man eigentlich wenig bis nichts von diesen Motorrädern aus Indien. Jahre später, so ungefähr 2007 hatte ich geschäftlich mit jemandem zu tun, der so ein Motorrad fuhr und sehr zufrieden damit schien.
Royal Enfield: Anders als andere Inderinnen
Mittlerweile kommen ja allerhand Motorräder aus China und Indien. Es gibt große indische Unternehmen, die sich mit Fahrzeugbau befassen. So wie die chinesischen Guffeln gehören die indischen Bikes mittlerweile dazu. Royal Enfield hingegen ist ursprünglich kein indischer Hersteller gewesen. Die Firma war ursprünglich so englisch wie Norton oder Triumph.
1896 im englischen Hunt End gegründet, stellte Royal Enfield zunächst Präzisionsteile für Waffen und Fahrräder her. 1901 begann die Motorradproduktion. Zu den Viertaktmotoren kam 1914 auch ein Zweitakter. Nach dem Ersten Weltkrieg fertigte man ungefähr drei Jahre nur solche Motoren. 1921 kam dann wieder ein Viertakter hinzu.
Umzug nach Indien
Ab 1955 baute Royal Enfield ein Zweigwerk in Indien auf. Dort wurde zunächst die Bullet gebaut. Dieses Motorrad gab es bereits ab 1932. Mit den Jahren wurde es natürlich moderner und existierte bis vor kurzem. Als 500er Einzylinder ist sie ein typischer Dampfhammer.
In England wurden weiterhin die Zweizylinder gebaut. Das stärkste Motorrad dieser Zeit war die Interceptor. Deren Reihenzweizylinder-Viertaktmotor holte über 50 BHP aus seinem Dreiviertelliter Hubraum. 1970 endete dann die Produktion in England. Seither werden die Motorräder von Royal Enfield nur noch in Indien gebaut.
Royal Enfield heute
Längere Zeit wurden bei dem ehemals britischen Hersteller nur Einzylinder gefertigt. Mittlerweile gibt es aber auch wieder Zweizylinder. Unter den Modellnamen Interceptor und Continental sind zwei Modelle mit einem 650 cm³ Reihenzweizylinder erhältlich: ein Roadster und ein Café Racer. Dazu zwei Einzylindermotoren. Die Reiseenduro Himalayan und die sehr ähnliche Scram 411 besitzen einen neu entwickelten 411 cm³ stehenden Einzylinder. Die Meteor und die Classic 350 könnte man als Nachfolger der Bullet sehen. Das Entwicklungszentrum der Marke befindet sich mittlerweile wieder in England. Übrigens gibt es für den indischen Markt auch Motorräder mit Dieselmotor.
Mit den anderen indischen und den chinesischen Motorrädern auf dem Markt ist Royal Enfield heute eigentlich keine ungewöhnliche Marke mehr. Dennoch unterscheiden sich diese Motorräder von den anderen Asiatinnen: Sie haben eine lange Tradition und über viele Jahre das typisch britische bewahrt. Und vor allem – sie sind keine billigen Kopien irgendwelcher anderer Bikes, sondern echte Originale. Kleiner Wermutstropfen für Puristen: Die Efi-Modelle, die neueren Royal Enfields haben keine separaten Gehäuse für Motor und Getriebe mehr.
Mein Fazit
Wer gerne im klassischen englischen Stil Motorrad fahren möchte, liegt bei Royal Enfield richtig. Die Guffeln aus Indien sind keine auf Retro geoptikten Allerweltsmopeds. Hier haben sich alte Konstruktionen mit den Jahren weiter entwickelt und dabei ihr klassisches Aussehen behalten. Und außerdem: Die netten Maschinchen aus Indien reißen keine großen Löcher in den Geldbeutel. Meine Meinung: alle Mal die bessere Alternative zu Guffeln aus China. Man bekommt hier für kleines Geld etwas, das auch noch schön ist.
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