Ein kühles Vergnügen auf Elfie

Jetzt naht ja bereits mit großen Schritten die richtige Jahreszeit für uns Motorradfahrer. Man kann aber beim Motorradfahren im Winter ebenfalls Spaß haben. Deswegen holte ich gestern meine gute, alte Elfie auch einmal wieder für eine Spritztour aus der Garage.

Viele Biker verwenden ja die heute möglichen Saisonkennzeichen. Das spart natürlich etwas Geld bei der Versicherung, hat aber auch seine Nachteile. Wie viel man spart, hängt davon ab, wie die Typklasse des Bikes ist und welchen Schadenfreiheitsrabatt man bereits genießt. Sprich: von der Höhe der Prämie an sich. Bei mir reißt die Motorradversicherung für meine Yamaha XV 1100 glücklicherweise sowieso kein großes Loch in den Geldbeutel und daher wäre die Ersparnis eher gering. Deswegen lasse ich mein Motorrad im Winter angemeldet.

Extreme und weniger extreme Hardcorebiker

Das Fahren bei Eis und Schnee ist natürlich ein Kapitel für sich. Eher eine Sache für Gespannsfahrer. oder mit der Enduro. Aber oftmals gibt es bei uns im Winter aber lange Perioden ohne Schneelage. Und wenn es schneit, ist der Schnee oft schnell wieder weg. Aber auch wenn er bei Dauerfrost und trockenem Wetter länger liegen bleibt, ohne dass neuer hinzu kommt, sind die Straßen bald wieder trocken.

Es geht dann eigentlich nur noch darum, ob es einem zu kalt ist. Deswegen sind natürlich meine Touren im Winter kürzer als im Sommer. Außer natürlich wenn, wie das zum Beispiel an diesem Silvester der Fall war, direkt frühlingshafte Temperaturen herrschen. Da das in den letzten Jahren oder gar Jahrzehnten öfter der Fall war, eröffnet die durchgehende Zulassung doch einige zusätzliche Möglichkeiten. Wenn der Weihnachtsspaziergang bei +20°C um den Badesee im Naherholungsgebiet und zur Terasse am Kiosk führt, kann man auch eine weihnachtliche Motorradtour machen.

Härtsfeld Aalen Nerresheim
Nur eine kleine Tour: Aalen – Elchingen auf dem Härtsfeld und zurück (Größere Darstellung: Rechtsklick und „Grafik in einem neuen Tab öffnen“ – Karte basiert auf OpenStreetMap, die Route wurde mit Graphhopper erstellt)

Gestern war es jedoch nur knapp über Null, daher also eine recht kurze Spritztour angesagt. Meine Tochter hatte zum sonntäglichen Mittagessen eingeladen. Sie wohnt mit dem Mann ihres Herzens auf meinem geliebten Härtsfeld, die Strecke zu ihrer Wohnung beträgt etwas weniger als 20 km. Insgesamt also etwas mehr als 35 km mit einer längeren, nahrhaften Aufwärpause dazwischen. Es war ein kühles Vergnügen, das gebe ich zu, aber bereuen tue ich es nicht.

Ein weiterer Aspekt der durchgehenden Zulassung, zumindest wenn sie wie in meinem Fall nicht so teuer kommt, sind Probefahrten im Rahmen von winterlichen Reparaturen. Wenn man im Winter schraubt und hat ein Saisonkennzeichen, sind legale Probefahrten ja nicht möglich. Wenn es aber dann wieder losgeht, habe ich ein besseres Gefühl, wenn ich den Erfolg von Arbeiten, die ich im Winter ausgeführt habe, bereits richtig überprüft habe. Außerdem kommt man, auch wenn man im Winter sehr viel weniger und auch verhaltener fährt, nicht ganz so aus der Übung wie bei einer durchgehenden Winterruhe.

Motorradfahren im Winter – Vorsicht ist angebracht

Noch ein Gedanke: Bekanntlich hat der März ja sieben Sommertage. Das ist nicht wortwörtlich zu nehmen. Aber es besteht im frühen Lenz recht gute Hoffnung auf ein paar ziemlich warme Tage. Umgekehrt gibt es meist auch im November noch Tage, die zu einer Tour verlocken. Nimmt man nun ein Saisonkennzeichen, das von April bis Oktober gilt, entgeht einem diese oder jene Gelegenheit im November und im März. Lässt man es März bis November gelten, schmälert dies jedoch die Ersparnis deutlich.

Motorradfahren im Winter - an der tanke
Auch im Winter leistet Elfie gute Dienste. (Bild: Autor)

Lässt man daher nun die Zulassung lieber gleich das ganze Jahr gelten, sollte man beim Motorradfahren im Winter aber ein paar Dinge beachten. Im Herbst geht es ja schon los mit den tückischen, schattigen Stellen mit nasser Fahrbahn, die es auch an sonnigen Tagen gibt. Das (nasse) Laub ist eine zusätzliche Gefahr, die jetzt im Spätwinter und zeitigen Frühjahr zwar nicht mehr besteht. Dafür besteht an diesen nassen Schattenstellen eine erhöhte Gefahr, dass diese auch noch gefroren sind. Und auch Schneeglätte kann sich in solchen Ecken trotz trügerischem Sonnenschein gehalten haben.

Bei geräumten und bereits trockenen Straßen droht noch eine weitere Gefahr: Wenn zum Beispiel Lücken in einer Hecke vor einem Schneefeld den Wind durchlassen, kann an einer solchen Stelle allerhand Schnee auf die Straße geblasen werden. Bei Minusgraden bleibt der dann auf der sonst picobello geräumten Straße sogar länger liegen.

Die Gummimischung unserer üblichen Motorradreifen ist eher auf warmes Wetter ausgelegt. Kalter Gummi ist härter als weicher und hat deswegen weniger Grip. Auch aus diesem Grund ist in der kalten Jahreszeit ein verhaltenerer Fahrstil erforderlich.

Nicht übertreiben beim Motorradfahren im Winter

Besonders sonnige Tage können im Winter und zeitigen Frühjahr recht tückisch sein: Strahlender Sonnenschein täuscht leicht über niedrige Lufttemperatur hinweg. Nach einer gewissen Zeit kriecht dann gnadenlos die Kälte durch die Montur. Das gibt es aber auch noch im April.

Beim kühlen Ritt auf dem heißen Eisen sollte sich der winterliche Biker daher nicht zu viel vornehmen. Wenn du umdrehst, weil es kalt wird, darfst du heimwärts noch mal die gleiche Strecke frierend zurücklegen, die du bereits naseweis gefahren bist. Natürlich geht auch deine Konzentrationsfähigkeit zurück, wenn du dir auf dem Bock den Arsch abfrierst. Und wenn dann zwei Tage später ein schöner, warmer Tag ist und du wegen massiver Erkältung nicht fahren kannst, ärgest du dich auch noch mal extra.

Eine denkbare Lösung wäre die Lokalrunde mit der heimatlichen Hütte als Kreismittelpunkt. Wenn es dann auf der Guffel zu schattig wird, beträgt die Entfernung zur Kuschelecke an der Heizung und der heißen Tasse Kakao immer nur den Radius des Kreises: Angenommen deine Runde ist knappe 20 km lang, beträgt der Durchmesser des Kreises 6 km. Fährst du die ganze Runde, sind das mit An- und Abfahrt gute ca. 25 km. Dabei gelangst du bei Temperaturen um den Gefrierpunkt locker an das temperaturbedingte Ende des Fahrspaßes. Wenn du vorher schon genug des kühlen Vergnügens gehabt hast, sind es aber immer nur 3 km bis nach Hause.

Natürlich ist das theoretisch. Tatsächlich fährst du ja keine genau gerade Linie bis zu deinem Kreis und zurück. Und der Kreis selbst ist natürlich nicht wirklich rund. Aber die Verhältnisse sind auch in der Praxis ungefähr so. Und du bist eben, wenn du vorzeitig genug hast, wesentlich schneller wieder zu Hause, als wenn du irgendwo hin und wieder zurück fährst.

Motorradfahren im Winter - warmer Motor
Er muss schön warm werden, bevor man ihn wieder abstellt. Auch im Winter. (Bild: Autor)

Vermeide aber auch zu kurze Strecken. Ich nehme die Elfie wintertags – trockene Straßen und keinen Niederschlag vorausgesetzt – gerne mal für kurze Strecken. Zum Beispiel für Besorgungen in der Stadt oder zum Tabakholen an der Tanke. Dabei sollte man aber immer darauf achten, dass man den Motor schön warm fährt, bevor man ihn wieder abstellt. Nach dem Kaltstart bilden sich im Motor gerne Kondensate, die leider auch korrosiv sind. Wenn der Motor richtig warmgefahren ist, trocknen die wieder. Gegebenenfalls sollte man daher eine kleine Extrarunde drehen, bis das der Fall ist. Das gilt natürlich auch für Probefahrten beim winterlichen Schrauben.

Wenn man ein paar Dinge beachtet, kann also das Motorradfahren im Winter durchaus auch Spaß machen.