Zweifel an der Machbarkeit schaffen es in den Mainstream
Wer es nicht mit den eigenen Augen sieht, wurde es vielleicht gar nicht glauben: Der Focus widmet sich in seiner Online-Ausgabe dem Thema „Fritz Indra und die Elektromobilität“. Allerdings wird zumindest versucht, seine schlagenden Argumente in einer Art Faktencheck zu widerlegen.
Fritz Indra und die Elektromobilität: Der große alte Mann der Verbrennungsmotorentechnik besitzt überzeugende Argumente gegen das Elektroauto. Und einen gestandenen Diplom-Ingenieur für Maschinenbau mit Jahrzehnten Erfahrung in der Automobilindustrie, der zudem Universitätsprofessor ist, kann man nicht so ohne weiteres als Aluhutträger abqualifizieren und in die reichsbürgerlich-rechte, querdenkende Verschwörerecke stellen. Dass er es mit seinen fundierten Thesen jetzt bis in den Focus geschafft hat, hat jedoch einiges zu bedeuten. Das geht auch uns Biker an. Uns will man ja ebenfalls den hubkolbenden Poltermann unterm Allerwertesten verbieten und durch einen surrenden Trambahnantrieb ersetzen.
Wir lesen und staunen
Fritz Indra und die Elektromobilität im Focus, das ist schon bemerkenswert. Aber auch andere Meldungen der letzten Zeit kratzen am Image der Alternativlosigkeit des Elektroautos. Zum Beispiel, dass sich namhafte Autobauer erdreisten, weiterhin Verbrennungsmotoren zu entwickeln. In China wurde das Verbrenner-Aus auf das Jahr 2060 verschoben – de facto also auf den St. Nimmerleinstag und die Förderung von Elektroautos storniert. Von den Ölmultis sickert durch, dass sie fröhlich weiter nach neuen Ölquellen suchen.
Bei Licht betrachtet: Es kann ja eigentlich auch niemand ernsthaft geglaubt haben, dass sich gewaltige Branchen wie die Automobilindustrie und die Erdöl-Konzerne so mir nichts, dir nichts ihr Billionengeschäft von ein paar Politikern ruinieren lassen.
Dass es ausgerechnet der Focus ist, der das Thema „Fritz Indra und die Elektromobilität“ der breiten Masse bekannt macht, ist nun nicht wirklich verwunderlich. Wenn überhaupt irgendwo in den großen Medien, findet man dort am ehesten noch von der Staatslinie abweichendes. Was zum Beispiel Jan Fleischhauer zu schreiben wagt, ist nicht wirklich das, was in anderen etablierten Medien unisono verbreitet wird.
Fritz Indra und die Elektromobilität – und ausgerechnet noch Tichys Einblick…
Was auch ungewöhnlich ist: Der Focus-Artikel bezieht sich auf ein Video-Interview, das Fritz Indra der Zeitschrift Tichys Einblick gegeben hat. Laut Wikipedia – wo man ja bekanntlich das Monopol auf die WahrheitTM hat – handelt es sich dabei nämlich um eine rechtsgerichtete Postille. Allerdings verzichtete man darauf, dieses Interview zu verlinken. Das wäre dann wohl doch zu weit gegangen, zumal ein Link vom Focus einiges für das Ranking einer Website bei Google bedeutet.
Fritz Indra und die Elektromobilität sind nun zwei Dinge wie Wasser und Feuer. Wer sich für das Thema interessiert und Elektromobilität kritisch sieht, weiß, dass dieses Video nicht das einzige ist, in dem sich der Experte zu diesem Thema äußert. Zudem war er 2020 bereits bei Servus TV zu Gast, wo er im Rahmen der Reihe Talk Spezial ein Einzelgespräch mit Dr, Ferdinand Wegscheider, dem dortigen Programmchef führte.
O. k., das ist jetzt meine persönliche Meinung: Man darf seine Studenten beneiden. Mit seinem österreichischen Charme vermittelt Professor Fritz Indra gewaltiges Wissen über die Automobiltechnik ohne jede Überheblichkeit. Aber doch mit dem Selbstbewusstsein desjenigen, der weiß, von was er spricht. Man kann ihn natürlich Voreingenommenheit vorwerfen – schließlich besteht sein Lebenswerk aus eben dieser Technik, die er verteidigt. Aber was er sagt, zeigt, dass er sich mit der Sache beschäftigt hat.
Ein Faktencheck, der nicht so heißt: Fritz Indra und die Elektromobilität
Den Ausdruck Faktencheck mochte man wohl nicht in den Mund – respektive in die Tastatur – nehmen. Dieser Ausdruck hätte Fritz Indra und Elektromobilität dann eben doch in die besagte Aluhut-Ecke gestellt; dieses anrüchige Label bleibt wohl Fake News und Verschwörungstheorien vorbehalten – bzw. Aussagen, die man als solche darstellen möchte. Trotzdem wird die äußere Form eines Faktenchecks verwendet, wenn in etwas dilettantischer Form versucht wird, die Causa Fritz Indra und die Elektromobilität zu entschärfen.
Die Gegenargumente bleiben dann auch erwartungsgemäß dünne. So behauptet Harald Lesch – ob der sich als Bundeserklärbär nicht seinen zweifellos guten Ruf als Astrophysiker ruiniert, sei einmal dahingestellt – dass eFuels zu teuer seien. Es würde schlichtweg zu viel Energie und Geld dafür gebraucht.
Herkömmliches Benzin war auch einmal zu teuer für die breite Masse. Daimler, Benz und ihre ersten Adepten mussten es sich in der Apotheke besorgen. Selbst mit den unverschämten Steuern und Abgaben, die heute darauf erhoben werden, ist es noch einigermaßen bezahlbar. Von den quasi nicht vorhandenen Gewinnen der Erdölgesellschaften wollen wir nicht reden. Die legen ja bekanntlich (wie die meisten Unternehmer) bei ihrem Geschäft fast noch drauf. Und auch nicht davon, dass Globalisierung und Neoliberalismus uns mindestens die Hälfte der Kaufkraft unserer Löhne abgezwackt haben.
Dass im Wüstengürtel unserer Erde Sonnenstrom spottbillig hergestellt werden kann, fällt natürlich unter den Tisch. Und auch, dass man im Gegensatz zu dem Strom selbst die damit hergestellten eFuels mit der bereits vorhandenen Logistik an die Märkte bringen kann. Und natürlich auch, dass Ölkonzerne und die Ölstaaten am Golf so etwas spätestens am Ende des Erdöls tun werden.
Zukunftsmusik und Spekulationen – Sprich: Heiße Luft
Für die Batterien von Elektroautos und -motorrädern braucht es Rohstoffe, die knapp und teuer sind. Außerdem werden sie oft auf ethisch und/oder ökologisch sehr fragwürdige Weise gewonnen. Und es benötigt die eigentliche Herstellung der Akkus sehr viel elektrischen Strom. Und der bedeutet vorerst noch – vor allem in China – den Ausstoß gewaltiger Mengen von CO2. Jedes Elektroauto wird also mit einem gewaltigen CO2-Rucksack geboren.
Das möchte man durch eine Studie des Fraunhofer ISI entkräften. Durch das – angeblich schon heute – beim Betrieb eingesparte CO2 wäre die Bilanz eines Elektroautos immer noch deutlich besser als die eines Autos mit Verbrennungsmotor. Das würde sich noch verbessern, wenn die Energieerzeugung sauberer werde. Dabei werden neben Wind und Sonne auch moderne Kernkraftwerke genannt. Nur gibt es die letzteren eben bei uns nicht und es soll sie auch nicht geben.
Zu dem geht die Studie von einer Lebensdauer eines Elektroautos von 13 Jahren aus. Es mag sein, dass dies in Einzelfällen erreichbar ist. Da aber die Kapazität eines Akkus mit dem Altern abnimmt, wird man mit einer sich ständig verringerten Reichweite leben müssen. Weil das nun aber nicht jeder möchte, werden die Akkus im Schnitt sicherlich sehr viel früher ins Recycling wandern.
Das Argument der knappen und ethisch fragwürdigen Rohstoffe schließlich soll mit Zukunftsmusik entkräftet werden. Industrie und Forschung würden hier bereits an Lösungen arbeiten. Naja, es soll ja auch immer noch Leute geben, die an der Realisierung eines Perpetuum Mobile arbeiten.
So habe dann auch ein gewisser Karl-Heinz Göbel, Südafrika-Chef des chinesischen Autobauers JAC gesagt und zwar laut N-TV: „Die Zukunft der Elektroautos sieht mit der Einführung einer erschwinglicheren und nachhaltigeren Batterietechnologie vielversprechend aus.“
Wenn denn eine „erschwinglichere und nachhaltigere Batterietechnologie“ eingeführt wird…
Fokkos Fazit
Fritz Indra und die Elektromobilität: Was er darüber sagt hat Hand und Fuß. Seine Argumente sind nachvollziehbar und nachprüfbar. Keine Spekulationen, kein Wischi-Waschi. Natürlich ist er ein Fachmann für Verbrennungsmotoren und nicht für Elektromobilität. Aber seine Aussagen zeigen, dass er sich mit der Materie befasst und sie verstanden hat. Mal ganz abgesehen davon, dass eigentlich jeder, der sich mit Chemie, Physik und Technologie auch nur auf dem Niveau der Mittelstufe auskennt, sie verstehen oder eigentlich sogar von selbst darauf kommen müsste.
Die Hilflosigkeit, mit der man hier im Focus versucht, Fritz Indras Argumentation zu widerlegen, ist ja fast schon rührend. Natürlich lieben sie es, ihr tot geborenes Kind Elektromobilität. Aber mit Technologien, „an denen gearbeitet wird“ werden sie es nicht reanimieren. So wenig wie mit Träumereien von besseren Batterien, die vielleicht mal irgendwann verfügbar sein werden. Das Elektroauto starb nun mal Anfang der 1920er Jahre. Als die ersten brauchbaren elektrischen Anlasser auf den Markt kamen, war sein Schicksal besiegelt.
BTW: Gerade habe ich noch ein Video auf YouTube gefunden, dass sich ebenfalls mit dem Thema Fritz Indra und die Elektromobilität befasst. Es ist so ziemlich das Peinlichste, was ich bisher zu diesem Thema gesehen habe. Und ich konnte mir leider nicht verkneifen, diesen Dünnsinn zu kommentieren.
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