Eine Tour auf verschlungenen Pfaden an Fronleichnam

Der gestrige Fronleichnamstag – bei uns in Württemberg und auch in Bayern ein gesetzlicher Feiertag – wartete mit einem Bombenwetter zum Motorradfahren auf. Also nahm ich mir die Löwensteiner Platte als Ziel für meine feiertägliche Motorradtour.

Die Löwensteiner Platte: Eigentlich nicht zu verfehlen

Bis gestern wusste ich zwar, wo Löwenstein ist, die Löwensteiner Platte war mir aber nur vom Hörensagen bekannt. Trotzdem fuhr ich, anstatt in die Karte zu sehen, einfach mal frei Schnauze los. Durch Löwenstein fährt man, wenn man aus der Aalen oder Heidenheimer Gegend über Schwäbisch Hall nach Heilbronn fährt und umgekehrt. Wenn man auf diesem Weg unterwegs ist kann man sie eigentlich nicht verfehlen bzw. wird sie entdecken wenn man sie noch nicht kennt.

Löwensteiner Platte von Schwäbisch Hall aus
So gelangt man von Schwäbisch Hall nach Löwenstein, wenn man nicht direkt fahren, sondern von unten kommen möchte (Rechtsklick und „Grafik in neuem Tab öffnen“ macht groß/Karte : Graphhopper mit OpenMap)

Von Fahrten nach Heilbronn wusste ich auch, dass von Heilbronn eine wunderbar bergige Strecke über Löwenstein in den schwäbischen Wald führt. Diese Strecke wollte ich in meine Tour einbauen. Also fuhr ich einfach mal durch das Kochertal nach Schwäbisch Hall und von dort auf der B 14 in Richtung Stuttgart. Will man nach Heilbronn, muss man dann in Mainhardt auf die B 39 abbiegen, die einen dann vorbei an der Löwensteiner Platte und über Löwenstein Untergruppenbach nach Heilbronn bringt.

Allerhand Möglichkeiten

Warum aber einfach, wenn es auch umständlich geht? Wenn nicht gerade ausgesprochenes Anti-Motorradwetter herrscht, ist ein Umweg mit dem Motorrad kein Umweg, sondern eine Bereicherung. Und wie gesagt, wollte ich mein Ziel ja von unten und nicht von oben anfahren. Ich hielt mich also bei Mainhardt rechts in Richtung Öhringen.

Von Heilbronn nach Löwenstein
Von Heilbronn über Untergruppenbach nach Lösenstein (Rechtsklick und „Grafik in neuem Tab öffnen“ macht groß/Karte : Graphhopper mit OpenMap)

Man muss hier eigentlich nicht bis nach Öhringen fahren, sondern kann sich ein Stück vor Pfedelbach links nach Bretzfeld halten. Von dort gelangt man über zu Obersulm gehörende Orte nach Löwenstein. Man kann man nun bis zur B 39 fahren, die direkt nach Löwenstein hinauf führt. Oder man nimmt schon vorher in Eschenau die kleineren Sträßchen über Weiler und Reisach.

Auf mathematischen Umwegen zur Löwensteiner Platte

Das wusste ich aber nicht und ging daher wie ein Mathematiker vor: Diese Leute führen ja nach Möglichkeit einzulösen des Problem auf ein bereits gelöstes zurück. In meinem Fall bedeutete das, dass ich zunächst einfach mal nach Heilbronn fuhr, weil ich wusste, das man von dort über Löwenstein nach Schwäbisch Hall gelangt.

Löwensteiner Platte
Die Löwensteiner Platte: Treffpunkt für Biker (Bild: Autor)

Dort muss man aber aufpassen, denn Löwenstein ist nicht gleich angeschildert. Einen Wegweiser nach Schwäbisch Hall gab es auch nicht. Ich fuhr also erst einmal aufgrund meines Gefühls dem Wegweiser nach Lauffen am Neckar nach. Der Weg dorthin biegt aber nach einer gewissen Strecke rechts ab. Wiederum meinem Orientierungssinn folgend, fuhr ich hier jedoch geradeaus. Und siehe da schon bald sah ich einen Wegweiser, der mir sagte, dass ich mich auf dem Weg über Untergruppenbach nach Löwenstein befand.

Es gibt noch eine andere Möglichkeit von Heilbronn nach Löwenstein zu kommen: Über Weinsberg und dort auf die B 29. Dass ist wohl der „amtliche“ Weg, denn die B 39 verbindet Heilbronn mit Schwäbisch Hall, indem sie in Mainhard in dei B 14 Stuttgart – Schwäbisch Hall einmündet.

Ziel doch noch gefunden

Löwenstein durfte vermutlich die schrägste Stadt Baden-Württembergs, wenn nicht gar Deutschlands, sein. Es liegt komplett am ziemlich steilen Abhang des schwäbischen Waldes zum Neckar hin. Dort erwartete mich dann aber zunächst eine Enttäuschung. Ich war davon ausgegangen, dass sich die Löwensteiner Platte direkt in oder bei Löwenstein befindet. Ich konnte aber nirgends einen Parkplatz mit Motorrädern oder auch nur ein Hinweisschild entdecken.

Um sicher zu gehen drehte ich oberhalb von Löwenstein um und fuhr noch einmal durch das Städtchen. Wieder nichts! Auch die Frage an einen Passanten erbrachte keine Lösung, da der offenbar ein Ortsfremder war.

Aussicht Löwenstein
Aussicht von der Löwensteiner Platte über den unteren Parkplatz, wo die Dosentreiber parken. (Bild: Autor)

Enttäuscht machte ich mich auf den Heimweg. Und dann entdeckte ich die Löwensteiner Platte doch noch: Sie liegt direkt an der B 39, also der Straße in Richtung Mainhardt. Nicht zu verfehlen, wenn man von Schwäbisch Hall nach Heilbronn fährt oder umgekehrt.

Imbiss und Sitzmöglichkeiten auf der Löwensteiner Platte

Bei der Löwensteiner Platte gibt es zwar keine Kneipe, dafür aber einen Imbiss. Außerdem finden sich fest montierte Tische mit Bänken zum Picknicken, die aber nicht zum Imbiss gehören, sondern zum Rastplatz. Wenn man sich nichts am Imbiss kaufen möchte, kann man dort also auch problemlos mitgebrachten Proviant verzehren.

Allerdings hat der Imbiss erfreulich zivile Preise. Leider waren gestern – es war schon deutlich nach 18:00 Uhr als ich dort anlangte – Cola und Fanta aus. Daher trank ich ein Apfelsaftschorle zu meiner Bockwurst und gönnte mir auch noch einen Kaffee. Alles zusammen sieben Euro, da kann man nichts sagen.

Heimweg durch den Finsterwald

Mein Heimweg von der Löwensteiner Platte führte mich dann wieder über verschlungene Pfade. Ich vergesse nämlich immer wieder, dass die Straße von Mainhardt nach Oberrot erst ein Stück hinter dem Ort in Richtung Schwäbisch Hall von der B 14 abzweigt. Daher fuhr ich schon im Ort rechts ab.

Auf Sträßlein, die man fast schon nicht mehr als solche bezeichnen kann, und durch tiefe Wälder gelangt man so aber auch nach Oberrot. Nach Gefühl und den Wegweisern in Verbindung mit einer gewissen Ortskenntnis durch Orte, wo man vermutlich das Licht noch mit dem Hammer ausmacht und den Mond mit der Stange weiter schiebt. Dieser Teil des schwäbischen Waldes heißt bei mir übrigens Finsterwald. Wie soll man einen solches Waldland auch nennen, in dem Orte so unheimlich klingende Namen haben wie Morhard, Marhördt oder gar Grab?

Von Oberrot fuhr ich dann über Fichtenberg und Unterrot ins Kochertal. Dann ging es über meine altbekannte Hausstrecke bis Abtsgmünd und über dass Wellland vollends nach Hause.

Fazit

Die Löwensteiner Platte ist zu Recht ein beliebtes Ziel für Biker. Aus dem schwäbischen Wald kann man sie von oben erreichen. Wem es lieber ist, sie von unten über eine zünftige Bergstrecke zu erreichen, kann das auch aus der Heilbronner Gegend tun.

Ich hätte einen kürzeren Weg wählen können, wenn ich nicht erst bis nach Heilbronn gefahren wäre. Andererseits erscheint mir aber die Strecke von Heilbronn über Untergruppenbach nach Löwenstein die fahrerisch interessantere Alternative.

Dass es an der Löwensteiner Platte keine Kneipe gibt, stört zumindest mich persönlich nicht. Der Imbiss mit seinen zivilen Preisen reicht mir als kulinarische Versorgung vollkommen aus und Sitzmöglichkeiten – sogar mit Tischen – gibt es schließlich auch genug.