Schräge Motorräder aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten

Mit dem Kultfilm Easy Rider wurden vor einem halben Jahrhundert seltsame Motorräder namens Chopper bei uns bekannt. Heute weiß eigentlich jeder wie so ein ursprünglicher Chopper aussieht. Unter diesem Begriff werden aber mittlerweile auch serienmäßige Motorräder angeboten. Was also macht diese Art von Motorrad aus?

Das auffälligste Merkmal eines „richtigen“ Choppers sind die lange Gabel und der flache Lenkkopfwinkel. Den Lenkkopfwinkel eines Motorrades zu verändern, ist eine aufwendige und schwierige Operation. Man muss nämlich dafür den Lenkkopf vom Rahmen abschneiden und unter dem neuen Winkel wieder anschweißen. Das ist nichts, was ein Heimwerker im Hobbykeller machen kann. Zum einen muss man entsprechend gut schweißen können, damit sich nicht Gabel und Vorderrad bei der nächsten Bodenwelle verabschieden. Zum andern muss aber der TÜV nicht nur mit der Ausführung der Schweißarbeit einverstanden sein, sondern auch mit dem neuen Lenkkopfwinkel.

Chopper Captain America aus Easy Rider
Captain America, der vielleicht bekannteste Chopper (Bild: Dennis Bratland/Lizenz:Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International)

Durch die Änderung erlischt nämlich die Betriebserlaubnis, weil das Fahrzeug nicht mehr der Typgenehmigung durch das Kraftfahrtbundesamt entspricht. Man braucht also ein Gutachten und den Segen des Kraftfahrtbundesamtes für das veränderte Fahrzeug.

Abgehackte Teile machen den Chopper aus

Das englische Wort „to chop“ bedeutet so viel wie „hacken“ oder „abhacken“. Die Idee des Choppers war nämlich zunächst, alle überflüssigen Teile abzumachen. Dadurch sollte das Motorrad leichter und damit schneller werden.

Wenn man sich den Film Easy Rider anschaut, könnte man den Eindruck gewinnen, die flache Choppergabel sei für das gemütliche Fahren gedacht. Das Gegenteil ist aber der Fall: Durch den flachen Lenkkopfwinkel und den dadurch entstehenden großen Nachlauf fährt so ein Motorrad gut geradeaus, aber sehr ungern um Kurven. Das bedeutet, dass man mit so einem Bike gut schnell geradeaus fahren kann. Dragbikes, also Motorräder für Beschleunigungsrennen, bei denen es nur geradeaus geht, haben ebenfalls einen flachen Lenkkopfwinkel. Und hier haben sich die Macher der ersten Chopper das wohl auch abgeguckt.

Softchopper

Einen „richtigen“ Chopper wie den Captain America aus Easy Rider bekommt man bei uns wohl kaum zugelassen. Schon allein deswegen nicht, weil er keine Vorderradbremse hat und unsere StVZO zwei unabhängige Bremsen verlangt. Der flache Lenkkopfwinkel wäre aber für die kurvigen Straßen, auf denen wir mitteleuropäische Motorradfahrer typischerweise fahren, auch unsinnig.

Die Intruder von Suzuki sind typische Softchopper. (Bild: Talkrabb/Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Unsereiner will ja auch Kurven fahren. Deswegen gibt es auch Softchopper, das sind sozusagen gemäßigte Chopper. Heute werden sie oft auch unter der Bezeichnung Cruiser oder einfach nur Chopper verkauft. Die Viragos von Yamaha und die Intruder von Suzuki sind Beispiel dafür. Solche Motorräder haben einen flacheren Lenkkopfwinkel als herkömmliche Straßenmotorräder, doch hält sich das in Grenzen.

Neben dem flacheren Lenkkopfwinkel weisen Softchopper noch weitere Merkmale eines „richtigen“ Choppers auf: die aufrechte Sitzposition und meist auch vorverlegte Fußrasten. So wie der flachere Lenkkopfwinkel ist der Lenker fürs aufrechte Sitzen schon ab Werk vorhanden und damit bereits im Vorfeld der Produktion vom Kraftfahrtbundesamt abgesegnet. Will man auch noch vorverlegte Fußrasten, gibt’s entsprechende Anlagen mit ABE zu kaufen. So ein Softchopper aus dem Laden macht also bei der Zulassung keinerlei Probleme. Und er passt zu unseren Straßen.

Wer also gemütlich durch diese Welt reiten will, ist mit einem Cruiser oder Softchopper gut bedient.