Ist die Zeitumstellung auf Sommerzeit für uns Motorradfahrer gut oder schlecht?
Es ist jedes Jahr das gleiche – und sogar zweimal, im Frühjahr und im Herbst: Wenn die Zeitumstellung auf Sommerzeit naht, geht das Gebarme in den Medien los. Was man nicht alles für Krankheiten kriegen kann, nur weil man eine Stunde früher aufstehen muss! Oder, im Herbst dann, eine Stunde länger schlafen darf. Denn nichts anderes bedeutet die Zeitumstellung: Wir stehen im Sommer ein Stündlein früher auf als im Winter. Und wenn man sich das klarmacht, wird es auch einfach, zu verstehen, ob man nun die Uhr im Frühjahr bzw. Herbst eine Stunde vor oder eine Stunde zurückstellen muss.
Um es mal ganz provokant zu sagen: Ich liebe die Sommerzeit. Warum? Weil ich ein Motorradfahrer bin. Und ein Jäger. Und jemand, der überhaupt gerne draußen ist. Aber da kommen wir noch drauf. Zunächst mal das technische. Warum stellt man die Uhr im Frühjahr vor und im Herbst wieder zurück?
Wie die Zeitumstellung auf Sommerzeit funktioniert
Rein wirtschaftlich gesehen ist die Zeitumstellung auf Sommerzeit kompletter Quatsch. Der Gedanke dabei ist nämlich, dass man Energie sparen soll. Und das funktioniert nicht, jedenfalls heute nicht mehr. Dazu aber später noch mehr.
Der Hintergrund der Zeitumstellung auf Sommerzeit ist der Gedanke, dass es im Sommer sehr früh hell wird. Und dass wir diese Helligkeit nicht nutzen, weil wir noch tief und fest schlafen. In der „hellen Zeit“, wie ich das gerne nenne, so von Ende Mai bis Ende Juli, ist es grob von 4:00 Uhr morgens bis 8:00 Uhr abends hell. Nehmen wir jetzt an, jemand steht morgens um 6:00 Uhr auf, damit er um 7:00 Uhr bei der Arbeit ist. Wenn er sieben Stunden schlafen möchte, wird er also um 11:00 Uhr abends in die Federn kriechen.
Wenn es nun wie gesagt um 8:00 Uhr dunkel wird, hat er 3 Stunden, bis 11:00 Uhr nämlich, das Licht brennen. Die zwei Stunden Tageslicht von 4:00 Uhr bis 6:00 Uhr morgens verschläft er komplett. Also liegt der Gedanke doch nahe, dass man ganz einfach morgens früher auf steht und abends früher ins Bett geht. Das ist im Grunde auch nur natürlich, denn der Steinzeitmensch, der immer noch in uns steckt, hat sich mit seinen Aktivitäten nach dem Tageslicht gerichtet. Und noch lange, lange nach der Steinzeit, war künstliches Licht mit Kerzen oder Öllampen eine sehr aufwendige und teure Sache. Eine Zeitumstellung auf Sommerzeit brauchte man damals aber nicht, weil eh kaum jemand eine Uhr hatte und man typischerweise während des Tageslichts arbeitete.
Einfach eine Stunde früher aufstehen
Vermutlich haben andere auch schon die Erfahrung gemacht, mir jedenfalls geht es so: Morgens früh aufstehen ist dann so richtig bitter, wenn es noch dunkel ist. Wenn bereits strahlender Sonnenschein herrscht, fällt mir das deutlich leichter.
Zurück zum (elektrischen) Licht: Der Beispielmensch von gerade eben braucht also abends drei Stunden elektrisches Licht. Steht er aber in der „hellen Zeit“ ein Stündchen früher auf und geht auch entsprechend früher ins Bett, braucht er nur zwei Stunden. Er spart also ein Drittel des Stromes für elektrisches Licht.
Der Gedanke hinter der Zeitumstellung auf Sommerzeit ist: Alle stehen morgens eine Stunde früher auf und gehen abends eine Stunde früher ins Bett. Das wäre so jetzt aber schwierig umzusetzen, denn man müsste sämtliche Arbeits- und Öffnungszeiten, Fahrpläne, Radio- und Fernsehprogramme und ich weiß nicht was noch alles zweimal im Jahr ändern. Da ist es viel einfacher, wenn alle im Frühjahr ihre Uhren eine Stunde vorstellen – und im Herbst wieder eine zurück.
Also ist klar, wie man die Uhr umstellen muss: Im Frühjahr wollen wir eine Stunde früher aufstehen, stellen daher die Uhr eine Stunde vor. Im Herbst, wenn das frühere Aufstehen vom Tageslicht her nichts mehr bringt, stellen wir sie wieder eine Stunde zurück. Wenn man sich das klarmacht, gibt es da kein Vertun mehr.
Zeitumstellung auf Sommerzeit, Energie und Gesundheit
Wenn man all das Gejammere über Krankheiten liest und hört, die angeblich entstehen oder verschlimmert werden, weil die Uhr umgestellt wird, sollte man sich klarmachen, dass die Sommerzeit nichts anderes bedeutet, als dass wir eine Stunde früher aufstehen. Schichtarbeiter müssen von Woche zu Woche ihre Schlafens-und Aufstehzeit umkrempeln. Und es kommt auch vor, dass man im Geschäft Überstunden machen muss und anstatt abends länger zu arbeiten einfach morgens schon um sechs anfängt anstatt um sieben. Auch dann muss man eine Stunde früher aufstehen. Und wenn nach dem Urlaub die Arbeit wieder angeht, dann müssen viele Leute sogar mehr als eine Stunde früher aufstehen. Und das soll soooo ungesund sein?
Energiemäßig, habe ich ja gesagt, ist die Zeitumstellung auf Sommerzeit ein großer Blödsinn. Warum? Ganz einfach: Weil das elektrische Licht heutzutage nur einen kleinen Teil unseres Energiebedarfs ausmacht. Das war anders, als man die Sommerzeit erfunden hat. Nämlich im Ersten Weltkrieg. Damals war das elektrische Licht noch eine der, wenn nicht die Hauptanwendung des elektrischen Stroms. Deswegen benutzen ja noch heute manche Leute das Wort „Licht“ synonym für den elektrischen Strom. Und der elektrische Strom war ziemlich teuer.
1980 hat man die Sommerzeit wieder aus der Mottenkiste der Technikgeschichte geholt. Um Energie zu sparen. Schon damals wurde kritisiert: Mit der Sommerzeit verbraucht man eher mehr Energie als weniger. Weil nämlich das eingesparte Licht schon damals weniger ins Gewicht fiel. Andererseits aber würden die Leute abends mit dem längeren Tageslicht mehr Dinge unternehmen. Zum Beispiel mit dem Auto unterwegs sein anstatt auf dem Arsch zuhause zu bleiben.
Aber: Ein Plus an Lebensqualität
Und damit sind wir bei der Lebensqualität. Weswegen ich die Sommerzeit liebe – als Motorradfahrer, als Jäger und als einer, der überhaupt gerne draußen ist: Angenommen, wir haben um 4:00 Uhr Feierabend,sind um fünf zu Hause und bereit für die Freizeit. Ohne Sommerzeit ist es dann in der „hellen Zeit“ noch drei Stunden hell. Mit Sommerzeit haben wir noch vier Stunden Tageslicht. Also ein Drittel mehr Zeit für das Motorradfahren oder sonstige Aktivitäten im Freien. Im Frühjahr und im Herbst macht das noch mehr aus: Wenn es statt um 6:00 Uhr abends erst um 7:00 Uhr dunkel wird, haben wir zwei Stunden statt einer. Das macht den Unterschied, ob sich eine Spritztour mit dem Motorrad noch lohnt oder nicht.
Man kann es auch so sehen: Die meisten Leute arbeiten tagsüber. Und haben ab irgendwann am Nachmittag frei. Durch die Sommerzeit haben wir zwar nicht mehr Freizeit. Aber eine der Freizeitstunden mehr mit Tageslicht. Unsere Freizeit wird also durch die Zeitumstellung auf Sommerzeit aufgewertet.
Und da kommt noch etwas hinzu: Im Sommer ist es nicht mittags um zwölf am heißesten, sondern irgendwann am Nachmittag. Wenn wir nun mithilfe der Sommerzeit eine Stunde früher aufstehen, arbeiten wir in der Morgenkühle schon ein Stündchen, dass wir nachmittags in der Hitze abschneiden. Wenn es so richtig heiß wird, ist dann auch schon Feierabend. Und dann nix wie zum Baden oder aufs Moped.
Die erste Zeit nach der Zeitumstellung auf Sommerzeit ist bitter
In der ersten Zeit nach der Zeitumstellung auf Sommerzeit ist es am bittersten: viele müssen wieder im Dunkeln aufstehen, nachdem es schon eine Weile zur Aufstehzeit hell war. Im Herbst kommt das schleichend: Man muss nach und nach wieder im Dunkeln aufstehen, das ist nicht ganz so bitter, kann aber auch schlauchen. Aber: Gerade in dieser Zeit macht die zusätzliche Stunde feierabendliches Tageslicht am meisten aus. Zum Beispiel, wenn es drum geht, ob sich eine Spritztour mit dem Motorrad noch lohnt oder nicht. Und wenn dann wieder auf Winterzeit umgestellt wird, wird es auf einmal wieder ein Stündchen früher hell. Das ist doch auch nicht schlecht, oder? Und an den längeren Abenden kann man dann in der Werkstatt an der Guffel schrauben, damit sie für die nächste Sommerzeit fit wird.
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