… Und noch mal Big Twin längs eingebaut

Moto Morini gehört zu den italienischen Marken, die es schon länger gibt. Nicht immer hatte es diese italienische Firma leicht. Doch – ja, es gibt sie noch. Mit der Corsaro 1200 mischt die Marke bei den schnellen Bikes mit V-Motor mit.

Motor Morini Rennmaschine
In den alten Tagen machte Moto Morini mit kleinen Viertaktern für den Renneinsatz von sich reden (Bild: Alf van Beem/Lizenz: CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication)

Moto Morini, oder kurz nur Morini, gehörte in den Siebzigern nicht gerade zu den Motorradherstellern, deren Maschinen man an jeder Ecke sah. Aber die Firma konnte sich in ihrem Segment gegen die japanische Konkurrenz behaupten.

Die Anfänge von Moto Morini

Ganz so alt wie etwa Harley-Davidson oder BMW ist die Marke aus Bologna nicht. 1937 gegründet, stellte Moto Morini zunächst Lastendreiräder her. Nach dem Krieg ging es dann so richtig los mit den Motorrädern. Wie die meisten Hersteller baute man Butter- und Brot-Motorräder. Aber auch erste Rennerfolge wurden erzielt.

Morini 500
Eine 500er Morini, die große Schwester der 3 1/2: Ein typisches Bike der späten 70er und frühen 80er (Bild: SG2012/Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic)

Morini baute in diesen Tagen sowohl Zwei- als auch Viertakter. Und zwar Einzylinder bis 250 cm³. Die 250 GP Bialbero aus den sechziger Jahren gilt mit ihren 40 PS bis heute als schnellste Einzylinder-250er.

Ähnlich wie Honda auch, beschäftigte sich Moto Morini mit kleinen und ganz kleinen Viertaktern. Eine viertaktende 125er war die Corsaro; eine 98er mit Viertaktmotor gab es auch. Und sogar ein Moped mit 48 cm³-Viertaktmotor.

Neue Wege in den Siebzigern

1971 war der neue Motorradboom bereits in vollem Gange. Billige Motorrädlein als Autos für Arme waren da nicht mehr gefragt. Für die alltäglichen Wege und Transporte konnte sich auch die breite Masse bereits Autos leisten. Motorräder waren zu Sport- und Spaßgeräten geworden und so war auch mehr Hubraum gefragt.

Moto Morini  9 1/2
Die Morini 9/1, eine der beiden Maschinen, mit denen Morini zurückkehrte (Bild: StealthFX/Lizenz: PD)

Moto Morini kann nun mit einem etwas größeren Zweizylinder. Wie man das bereits von Ducati kannte, war es ein längs eingebauter V-Motor. Die Maschine hatte 350 cm³ Hubraum und hieß Morini 3 1/2. Mit dieser Bauweise stellt Morini neben Ducati bis heute den zweiten italienischen Hersteller dar, der sportliche längs eingebaute V2-Motoren verwendet. Später dann, 1978, gab es auch eine etwas größere Version mit 478 cm³ Hubraum.

Moto Morini heute

In den achtziger Jahren starb Moto Morini dahin und wurde 1986 von den Gebrüdern Castiglioni übernommen. Die hatten bereits Cagiva, Husqvarna und Ducati gefressen. Morini sollte vor allem Chopper-Marke des Konzerns werden. 1991 kam dann aber das (vorläufige) bittere Ende: Die Marke verschwand vom Markt.

1999 ergatterte die Firma Motori Franco Morini die Rechte am Markennamen. Einer der Inhaber, Maurizio Morini, ist übrigens ein Neffe von Alfonso Morini, dem Gründer von Moto Morini.

Morini Corsaro 1200
Die Morini Corsaro 1200 – hier auf der EICMA 2007 – wird bis heute gebaut (Bild: Snowdog/Lizenz: PD)

Es wurde also sozusagen eine alte Familientradition wieder belebt. Aber nun baute man gleich richtig große Guffeln. In der Tradition der Morini 3 ½ und auch von deren Konstrukteur gezeichnet, kam die Morini 9 ½ mit 998 cm³. Und ein weiterer klangvoller, traditioneller Name kehrte ebenfalls zurück: Nämlich mit der Corsaro 1200. Ebenfalls mit V-Motor, ein Big Twin also.

Die Corsaro 1200 wird auch heute noch von Moto Morini gebaut. Die 9 ½ nicht mehr. Dafür gibt es aber mittlerweile auch eine Enduro und eine Klassikerin mit rundlichen Formen.

Nach einem Konkurs 2009 kam für Morini erneut eine Übernahme und zwar von Eagle Bike. Seit 2013 sind Firmensitz und Werk in Trivolzio bei Mailand. Mittlerweile gehört die alte italienische Marke aber – Oh Schande – einem chinesischen Konzern. Aber immerhin, die Morinis werden immer noch von Italienern in Italien gebaut.