Das Urgestein des deutschen Motorradbaus scheint ewig jung zu sein

Dem Motorradmarkt geht es ganz allgemein neuerdings wieder gut, die Zulassungszahlen steigen. Schaut man genauer hin, stellt man fest, dass ganz besonders BMW erfolgreich ist. Nicht nur gegen die schon lange etablierten japanischen Marken kann sich der bayerische Motorradbauer behaupten. Auch die Billigheimer aus China und Indien können der weiß-blauen Marke offenbar nichts anhaben.

BMW ist der letzte traditionelle deutsche Motorradbauer, der noch existiert. Dabei hatte es die Marke nicht immer leicht. Das Sterben der deutschen Motorradmarken um 1960 herum überlebte BMW zunächst. Mag sein, die wachsende Autosparte der Firma konnte die Motorradabteilung stützen, mag sein es lag daran das BMW traditionell Behördenmotorräder lieferte. Fakt ist, dass BMW beim Beginn des neuen Motorradbooms in den späten Sechzigern immer noch da war.

Trotz der japanischen Konkurrenz blieb BMW erfolgreich

Einfach war es jedoch sicher nicht: Die japanische Konkurrenz drängte mit Macht auf den deutschen Motorradmarkt. Nicht nur, dass die großen japanischen Vier bezahlbare Motorräder boten, sie brachten auch innovative Konzepte. Die weiß-blaue Marke hatte mit seinen im Vergleich dazu eher biederen Boxern keinen leichten Stand. Trotz allem war BMW erfolgreich. Die Qualität der BMW-Motorräder war legendär und es gab immer Leute, die auf diese Marke schworen.

BMW erfolgreich R 1250 GS
Dauerbrenner: Wie schon letztes Jahr führt die BMW R 1250 GS die Zulassungstatistik an (Bild: BMW Pressefoto)

Leistung pur gab es bei den Japanern natürlich mehr. So hatte die Honda CB 750 Four 67 PS. Die R 75 holte aus dem gleichen Hubraum nur 50 Pferde. Trotzdem war die R 75 ein schnelles Motorrad. Und es gab wohl einige, die einerseits den neumodischen Guffeln aus Japan misstrauten und andererseits die nötige Daumenbreite für ein Bike der legendären Marke aufwiesen.

Da ist ordentlich was dran: Die R 18 von BMW schmeichelt dem Auge mit sanften Kurven und kuschelig-runden Formen – immerhin Platz 2 in ihrer Klasse bei der Leserwahl zum Motorrad des Jahres 2022 von MOTORRAD (Bild: BMW Pressefoto)

Was BMW weiterhin erfolgreich machte, war vielleicht der Umstand, dass man ein legendäres Bike bekam, das aber nicht die Mucken der ebenso legendären Engländerinnen hatte. Ein solides Motorrad, das zwar nicht so schnell war wie die japanischen Eisen, aber immerhin schnell genug. Sicherlich gab und gibt es auch außerhalb Bayerns Leute, für die es überhaupt keine andere Motorradmarke gibt.

Auch mit Reihenmotoren ist BMW erfolgreich

Vielleicht war man bei BMW ja ein wenig pessimistisch. Jedenfalls machte man nicht den Fehler, wie Harley-Davidson ein Motorrad für eine Generation zu bauen. BMW diversifizierte, ohne den traditionellen Boxer fallen zu lassen. Sportliche Motorräder mit quer eingebauten Reihenmotoren kamen dazu. Auch mit diesen Maschinen wurde BMW erfolgreich. Das mag zum einen am Ruf der Firma gelegen haben. Zum anderen aber auch daran, dass das Know-how über schnelle Reihenmotoren mit der Autosparte ja im Hause war.

Vielleicht wären die Reihenmotoren gar nicht nötig gewesen, um BMW erfolgreich bleiben zu lassen. Sicherlich sind sie aber zusätzliches Geschäft. Und begeistern viele Motorradfahrer, für die der Boxer halt nicht die Bauart der Wahl ist.

BMW M 1000 RR
… und natürlich kann BMW auch Reihenmotor – von zwei bis sechs Zylinder: Es ist erstaunlich, wie vielseitig die blau-weiße Marke geworden ist. Hier eine BMW M 1000 RR. (Bild: BMW Pressefoto)

Bewährt und begehrt: Die Boxer von BMW

Nach wie vor sind aber gerade auch die Boxer von BMW erfolgreich. Die Zulassungsstatistik führt die BMW R 1250 GS unangefochten an. Ein weiterer Boxer, die R 18, kam immerhin in ihrer Klasse auf einen zweiten Platz bei der Wahl zum Motorrad des Jahres. Das BMW hier nur die zweitbeliebteste Maschine stellt, nimmt nicht Wunders, wenn man weiß wer den ersten Platz belegt: die Triumph Rocket. Gut denkbar, dass die auch von manchem gewählt wurde, der sich nie trauen würde, sie zu fahren. Andere Boxer von BMW belegten erste Plätze in ihren Klassen und auch eine Maschine mit Reihenmotor schaffte es auf die oberste Stufe eines der Siegertreppchen.

Möglicherweise wollte BMW mit seinen Reihenmotoren das verhindern, was Harley-Davidson gerade passiert: das Wegaltern der Kunden. Bei BMW wäre es wohl noch nicht einmal nötig gewesen, denn ganz offensichtlich werden die Boxer auch von jüngeren Leuten gekauft. Trotzdem ist es natürlich toll, dass die Leistung und die Qualität von BMW-Motorrädern eben auch Leuten zur Verfügung steht, die lieber einen Reihenmotor anstelle eines Boxers haben möchten.