Französische Chinesinnen oder chinesische Französinnen?

Unter den vielen heutigen Motorradmarken, die großenteils aus China oder Indien stammen, findet sich so dieses und jenes. Darunter auch Motorräder von Mash. Das Spezielle an diesen Guffeln ist, dass sie unter französischer Flagge verkauft, aber überwiegend in China gemacht werden.

Nachdem das Motorrad als Verkehrsmittel vor gut 60 Jahren gestorben war, erstand es bald wieder auf – und zwar als Spaßgerät. In den siebziger Jahren beherrschten die großen vier japanischen Marken den Markt oberhalb von Moped, Mokick und Kleinkraftrad. BMW hielt sich wacker, die Engländerinnen kränkelten und dann gab es da noch diverse italienische Marken.

Motorräder von Mash: Alles nur Trash?
Sieht aus wie aus dem Japan der 80er Jahre. Das ist aber auch schon alles… (Bild: Andreas Lischka auf Pixabay/Lizenz: PD)

Motorräder von Mash: Retro mal Nachbau

Vermutlich durch die Globalisierung ist der Motorradmarkt heute schier unüberschaubar geworden. Zum Glück sind die großen Vier aus Japan immer noch da. Und BMW. Und die guten, alten Italienerinnen. Engländerinnen auch noch oder wieder. Daneben hat sich KTM nach der Pleite als Mopedmacher zu einem namhaften Hersteller von Motorrädern der Mittelklasse entwickelt.

Darüber hinaus gibt es jetzt aber auch noch alle möglichen Marken, die großenteils aus China und Indien kommen. Die Motorräder von Mash sind da ein gewisser Sonderfall: Eigentlich ein französischer Hersteller, der aber großenteils in China produzieren lässt.

Im Grunde ist das aber auch nicht so selten. Nicht nur Billigheimer, namhafte Motorradmarken lassen heute zumindest teilweise in Ostasien produzieren. So ist die Fertigung von Triumph mittlerweile fast komplett in Thailand angesiedelt. Motorräder von Mash haben aber noch eine andere Besonderheit: Sie sind zum größten Teil oder alle Kopien von älteren Modellen anderer Hersteller. Bzw. nehmen sie optische und technische Anleihen bei solchen Motorrädern. Zumindest für das Auge des Retro-Liebhabers geben sie ein wenig her.

Mash Five Hundred
Motorräder von Mash sollen wohl very british daherkommen – aber unterm Tank sieht’s halt eher dürftig aus… (Bild: Caronna/Lizenz: Creative Commons Attribution 4.0 International)

Nun soll ja der Gedanke hinter Mash der sein, Motorrädern mit dem Look von klassischen englischen und japanischen Maschinen anzubieten. Mit „very british“ ist es aber höchstens auf den ersten Blick etwas, wenn man nur die gesamte Anmutung betrachtet. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich aber, dass die Motorräder von Mash eines wesentlichen Merkmals klassisch-englischer Bikes entbehren: Motor und Getriebe sitzen im selben Gehäuse. Bei richtigen englischen Motorrädern ist es von alters her der Brauch, dass das Getriebe sein eigenes besitzt, welches am Motor angeflanscht ist.

Motorräder von Mash: Leistung auch von gestern?

Was nun die Leistung angeht, darf man nicht allzu verwöhnt sein. Allerdings waren die Motorradmotoren jener Epoche, die Mash wieder auferstehen lassen will, lange nicht so stark wie heute. Dünne sieht es allerdings bei den 125ern aus. Bis auf Honda – wo man den noch schmalbrüstigeren Achtelliter aus der Dax verbaut – schöpfen die Japaner und auch Kronreif und Trunkenpolz aus Mattighofen die statthaften knapp 15 Rösslein aus. Mash kommt hier mit dürftigen zwölf PS daher, bald 20% weniger als erlaubt.

Ich weiß ja nicht wie die Kids von heute darüber denken. In der Zeit der Kleinkrafträder jedoch waren 6,25 PS üblich und nur wenige gaben sich mit schwächeren Modellen zufrieden.Vermutlich wollte man für die exorbitant teure Versicherungsprämie (ca. 600 DM pro Jahr) auch die maximale Leistung haben, die erhältlich war. Allerdings war der Geldbeutel eines Azubis der Siebziger – bzw. der seiner Eltern – damals wohl auch dicker als heute. Ältere Kleinkrafträder, wie etwa die Falconnette von Zündapp mit ihren 4,2 PS wurden maximal gekauft, um sie illegalerweise mit einem Versicherungstäfelchen für Mokicks zu versehen. Oder als Teileträger für – natürlich genauso illegale – Frisierprojekte. Nun ja, arme Schüler wie ich einer war und sparsame Lehrlinge wollten halt auch flott unterwegs sein.

Sag Heinrich, wie hältst du’s mit der Qualität?

Und wie sieht’s mit der Qualität aus? Nun ja, der Herr Mechanikermeister Leonhardt Eckle pflegte zu sagen: „Es ist noch nie ein schlechter Mensch begraben worden.“ Ich bin versucht, diesen Spruch abzuwandeln: „Es ist noch nie ein schlechtes Motorrad getestet worden.“ Nun die Hersteller der getesteten Motorräder sind gleichzeitig Anzeigenkunden einer Zeitschrift. Das gilt natürlich nicht nur für Motorräder. Kurz und gut: Schlechte Testberichte sind eher selten. Da will es schon was heißen, wenn mal etwas tatsächlich ernsthaft bemängelt wird. So geschehen auf der Website vom MOTORRAD mit der Mash Seventy Five.

Horcht man sich in Foren nach Volkes Stimme um, ergibt sich ein ähnliches Bild. Man liest dort von Fünfzigern, die keinen richtigen Berg hinauf kommen. Mitstrampeln am Berg hatte ich zuletzt in den Siebzigern bei meinem ersten Mofa, einer Peugeot 101. Und das war gewiss ein dürftig Güffelchen mit seinen 0,71 PS.

Motorräder von Mash gibt’s auch im Military-Look: Sieht ja ganz witzig aus – Aber wer will sowas? Jemand in Flecktarn-T-Shirt und Flecktarn-Jogginghose? (Bild: SchiDD/Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International)

Von den größeren Motorrädern von Mash liest man hier und da und dorten, dass sie gerne permanentes Heimweh nach der Werkstätte haben. Und auch wieder über schlechte Verarbeitung. Aber auch zufriedene Stimmen gibt es. Hier und da.

Wenn man nun bedenkt, dass einer der Kritikpunkte sich auf unsauber aussehende Schweißnähte bezieht… Oh, oh! Nun, eine Schweißnaht muss nicht unbedingt einen Schönheitspreis gewinnen können, um zu halten. Aber: Wenn es in einer industriellen Fertigung nicht möglich ist, dass Schweißnähte auch gleichmäßig und sauber aussehen, regen sich bei mir doch gewisse Bedenken hinsichtlich der Qualität.

Fazit: Eher nichts für mich…

O. k., wenn man die „Motorradgeschichten“ von Klacks aka Ernst Leverkus selig liest, bekommt man einen Eindruck davon, was wohl in den Days of Old alles so üblich war. Da ist die Rede von fabrikneuen Motorrädern namhafter Marken die nach kurzer Zeit übelste Schäden bekamen. Und von gnadenlosen Schraubern, die dann die zugrunde liegenden Konstruktionsfehler in Eigenarbeit ausbügelten. Aber nicht zuletzt die großen Vier aus Japan, haben uns seit den Siebzigern beigebracht, dass man sein Motorrad nicht selbst fertig bauen muss. Sondern dass es fährt, wenn man es aus dem Laden bekommt. Und das es das auch eine Weile tut, bis das erste Mal der Schlüssel zur Schrauberbude vom Haken genommen werden muss.

Retro finde ich ja supi. Aber bitte nur beim Aussehen, nicht bei der Qualität. Nach dem, was ich da so alles gelesen habe, sind Motorräder von Mash wohl keine Lehrstücke für hochwertige Fertigung.