Eine der vier großen englischen Motorradmarken fehlt immer noch: Triumph und Norton haben, wohl arg gerupft, aber dennoch irgendwie die bösen Zeitläufte überstanden, BSA ist nicht nur als Marke zurück – sondern zum Glück auch mit einem Motorrad, in welchem man das alte Vorbild wieder erkennen kann. Eine fehlt aber immer noch: Das große M, mal mit, mal ohne Flügel, das die Tanks der Maschinen zierte, die laut ihrem Markennamen für sich beanspruchten ohnegleichen zu sein: Matchless.

Ich bin manchmal wohl etwas schwer von Begriff. Als ich neulich über den Markennamen Matchless sinnierte, überlegte ich warum sich eine Firma wohl „Zündholzlos“ nennen sollte. Ob die wohl ursprünglich Feuerzeuge gemacht haben? Schließlich – Spätzünder zünden ja bekanntlich auch – ging mir ein Licht auf. Vielleicht hatte ich in diesem Zusammenhang zunächst Matchbox-Autos im Hinterkopf, was mich auf Zündhölzchen brachte, aber das englische Wort match bedeutet ja auch passend, Matchless dann also so etwas wie ohnegleichen. Ein Blick in das treffliche Online-Wörterbuch dict-leo.org bestätigt es: „unnachahmlich“, „unvergleichlich“ und „beispiellos“ sind hier als deutsche Bedeutung für das so tatsächlich existierende englische Wort „matchless“ genannt.

Matchless G80CS
Ein typischer dicker Eintopf von Matchless: Eine G80CS von 1961 (Bild: Yesterdays Yesterdays Antique Motorcycles/Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International)

Die Anfänge

Eine Firma namens Herbert Matchless Road, welche Fahrräder herstellte, wurde 1878 von einem gewissen Henry Herbert Collier in Plumstead gegründet. Ab 1899 baute man dort auch Motorräder und zwar unter dem Markennamen Collier & Sons. Die Söhne aus dem Firmennamen fuhren mit den Motorrädern, die sie gemeinsam mit ihrem Herrn Papa bauten, Motorradrennen. 1908 gewannen sie damit die allererste TT auf der Isle of Man. 1909 mal nicht, denn da war Triumph die Marke des Siegers, dafür aber wieder 1909 und 1910. Diese Motorräder waren allerdings noch nicht mit eigenen Motoren ausgerüstet sondern mit solchen von JAP. Ab 1912 gab es dann auch eigene Motoren.

V-Motoren und stehende Einzylinder

Leider habe ich in der Geschichte über die großvolumigen V-Motoren Matchless sträflich vergessen. Neben stehenden Einzylindern stellte Matchless nämlich auch quer eingebaute V-Motoren her. Es wurden im Laufe der Geschichte der Marke aber auch V-Twins von JAP und MAG verbaut. Auch der Motor der Siegermaschine von 1907 bei der TT war ein großvolumiger Zweizylinder- V-Motor. Es gab kleinere Motoren in dieser Bauweise, zum Beispiel den 400-ccm-Motor der Silver Arrow, aber auch 500-, 600- und 1000-ccm-Maschinen. Von 1929-1940 wurde die Model X gebaut, deren 1000-ccm-V-Twin mit hängenden Ventilen an den Flathead-Motor von Harley-Davidson erinnert. Zum Teil verbaute übrigens auch Brough Superior Motoren von Matchless.

Model X mit V-Motor
Der Motor der Model X erinnert an die Flatheads von Harley-Davidson (Bild: Thruxton/Lizenz: Creative Commons Attribution 3.0 Unported)

1931 übernahm Matchless den Motorrad- und Autohersteller AJS und in den späten Dreißigern auch Sunbeam. Die letzte Firma wurde aber später wieder an BSA verkauft. Ab 1938 arbeiteten Matchless und AJS als Töchter der zu diesem Zweck gegründeten Mutterfirma AMC. Im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg war Matchless im Zweiten Weltkrieg auch Lieferant von Motorrädern für das Militär.

Matchless G9
Nach dem Krieg gab es auch Zweizylinder-Reihenmotoren wie bei dieser G9 von 1951 (Bild: Thruxton/Lizenz: Creative Commons Attribution 3.0 Unported)

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Matchless weiterhin erfolgreich, auch im Rennsport. Es gab nun neben den stehenden Einzylindern auch Zweizylinder-Reihenmotoren, die denen von Norton und Triumph ähneln. Typisch englisch halt. Aber leider konnten auch die Rennerfolge der Nachkriegszeit die Marke nicht retten. 1966 wurde das Unternehmen von Norton Villiers übernommen und 1968 war es dann vorbei mit Matchless.

Kommt Matchless auch wieder?

1987 gab es einen Wiederbelebungsversuch, als der Geschäftsmann Les Harris unter dem legendären Namen ein Motorrad mit einem Rotax-Motor aus Österreich auf den Markt brachte, dem aber kein nennenswerter Erfolg beschieden war. 2006 ersteigerte die italienische Unternehmerfamilie Malenotti die Markenrechte und verkaufte sie 2011 an die Schweizer Unternehmensgruppe Labelux. 2016 war auf der EICMA dann eine neue Matchless zu sehen, die Model X heißen und einen Motor von S&S, einem Nachbauer von Harley-Davidson-Motoren, bekommen sollte. Außer ein wenig Rauschen im Blätterwald hat man aber seither nichts mehr davon gehört.